Einen "derben Kerl" haben sie den Ostbahn-Kurti in Neumarkt genannt, und weil sie dort fürs Derbe nichts übrig haben, gab es keinen Platz für ein Kurti-Konzert. So kam Lest bei Kefermarkt, das bisher ein weißer Fleck auf der Landkarte des Rock 'n' Roll war, am Freitag zu einem Rock-Ereignis der Spitzenklasse.

In Lest, das bisher mehr eine Metropole des Preisschnapsens und der Kathreintänze zu sein schien, war der Kurti genau am richtigen Platz. Das Gestylte paßt sowieso nicht zu ihm, denn schließlich ist er keine bläßliche Herbstzeitgeistlose. Der Kurti braucht einen Boden, der mit Rhythm & Blues gedüngt ist und wo der Publikumsgeschmack noch nicht durch überkandidelten Laserschnickschnack und Pseudo-Rockshows verdorben ist. In einem Gasthaus am Land kommt der echte Rock des Kurti am besten zur Geltung.

500 Leute waren im Saal des Gasthofs Mader, als sich der Kurti mit seinem Doppler und seiner gemeinen Sonnenbrille auf die Bühne schwang und die Chefpartie mit "Neie Schaln" aus dem Stand sofort auf zweihundert beschleunigte. Die Chefpartie, die gern den Eindruck erweckt, sie sei eine Amateurpartie, die sich zufällig im Beisl ums Eck zusammengefunden hat, ist sicher eine der schärfsten Rockbands in diesem Land.

Vom Kurti weiß jeder, daß sein wildes Rockstar-Leben eine liebevolle Erfindung ist. Trotzdem wirkt er auf der Bühne sehr glaubwürdig, und bei seinen Auftritten entsteht immer das eigentümliche Gefühl, daß das Erfundene wahrer ist als die Wahrheit. Wahrscheinlich ist er der einzige, der aus Springsteen-Nummern noch mehr Gefühl herausholen kann als Springsteen selbst.