Drei Jahre, nachdem der Ostbahn-Kurti mit Springsteens "Feuer" berühmt geworden ist, hat er sich zu einer neuen LP ("A scheene Leich") durchgerungen. Seine letzte, wie er sagt. Leute, die ihn kennen, wissen, daß er sich's morgen schon wieder anders überlegen kann.

Der Ostbahn-Kurti führt eine Doppelexistenz: Im bürgerlichen Leben heißt er Willi Resetarits und ist ernsthafter Revolutionär bei den Schmetterlingen. Aber wenn er seine gemein aussehende Sonnenbrille aufsetzt, ist er ein Relikt des echten Rock 'n' Roll, wie es ihn heute kaum mehr gibt.

Als Rock 'n' Roller führt der Kurti noch einmal eine Doppelexistenz. Einerseits machte er sich über die ganzen Mythen und Klischees lustig, aber gleichzeitig ist man versucht, ihm zu glauben, wenn er singt: "I brauch kan Doktor, ich brauch nur den Rock 'n' Roll."

Der Mythos vom legendären Ostbahn-Kurti ist auf der neuen LP wieder ausführlich dokumentiert. Der mitgelieferte Stammbaum der Band und aller Splittergruppen erreicht mittlerweile Posterformat (der Kurt und die Chefpartie sind bei der 13. Besetzung angelangt). Penibel sind unzählige Musiker aufgelistet, die jemals mit dem Kurti zu tun hatten, und ihr weiterer Verbleib auch. Der Gag daran ist, daß diese Leute außerhalb ihres Heimatbezirks in Wien keiner kennt.

Dieser Seitenhieb auf die ernstgemeinten Stammbäume berühmter Rockbands ist mit zusätzlichen Informationen über den Kurti und seinen Rock versehen. Die Kurti-Mär zeichnet einen verrückten Haufen, der sich in trostlosen Beiseln gegen die Hoffnungslosigkeit ansäuft und nach dem x-ten Doppler im Morgengrauen zu den Instrumenten greift, um ein Stück tristes Leben in ein Stück puren Rock 'n' Roll zu verwandeln.