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    ("Der Batman von der Ostbahn")


15. November 1989


Oberösterreichische Nachrichten, 15. 11. 1989, Seite 10

Der Batman von der Ostbahn

Der Ostbahn-Kurti begeisterte im Posthof mit seinem Favorithm & Blues

Gut getarnt als feinsinniger Intellektueller lebt er in Wientropolis im Kreise seiner lieben Familie. Aber wenn er das schwarze Leiberl anzieht und sich mit der schwarzen Brille maskiert, kommt sein wahres Ich zum Vorschein: Dann ist er der Ostbahn-Kurti, der den schärfsten Favorithm & Blues singt wo gibt und der gnadenlos mit verwässertem Rock 'n' Roll aufräumt.

Dem Kurti, einer Comic-Figur (Band 379 liegt der neuen LP bei), geht es wie dem Kollegen Batman: Wo er auftaucht, stürmen die Massen die Kassen. Der Posthof war so überlaufen, daß das Konzert wiederholt werden muß.

Daß der Kurti nach langen Jahren im Untergrund ein Star geworden ist, tut ihm gut. Sein Komplex, er könnte mit dem Ostmark-Kurti verwechselt werden, ist geheilt, und endlich kann er seine ganze Kraft darauf verwenden, die schmalzverpickten Trommelfelle der Hitparadenhörer durchzuputzen und dem Rock 'n' Roll zu Gerechtigkeit zu verhelfen.

Auf seinen schmalen Schultern lasten die Hoffnungen von breiten Bevölkerungsschichten, denn es sind alle da, von den Pubertätern bis zu den Midlife-Greisen.

Aber zum Glück ist der Kurti nicht allein. Zur Seite steht ihm die Chefpartie, allen voran der treue "Prinz" Karasek, der mit der Stromgitarre die Erbfolge seines Vaters, des legendären "King" Karasek, angetreten hat. Der "King" Karasek war es übrigens, der seinerzeit "Poldl B. Goode" geschrieben hat, das ihm dann der Chuck Berry gefladert hat.

So erzählt es zumindest der Kurti, der ja schon viele leidvolle Erfahrungen machen mußte. So hatten die Small Faces keinen Genierer, sein "Des ollas zöhnt nix" nicht nur nachzuspielen, sondern es auch noch fünfzehn Jahre früher herauszubringen. Gar nicht zu reden von den Free oder Springsteen.

Der Kurti rächt sich, indem er klarmacht, daß das alles seine Songs sind. Wenn er loslegt, vergißt das Publikum bald, wer sich noch aller an diesen Kleinoden des Rock vergriffen hat. Was der Kurti singt, gehört ihm, die Kopie wird zum Original und umgekehrt.

Derzeit fährt der Kurti eher auf der harten Linie, das Besinnliche hat weitgehend Pause. Die Zuhörer, obwohl von der Chefpartie förmlich plattgerockt, wollten vorgestern nicht mehr heimgehen. Der Kurti schont sich zwar in gewisser Weise - seit sie immer "Prolo" zu ihm sagen, trinkt er nicht mehr aus dem Doppler, sondern nur mehr aus feinen Literflaschen -, aber irgendwann mußte auch er aufgeben. Dafür kommt er am 3. Dezember noch einmal.


© 1989  Oberösterreichische Nachrichten

Last Updated: 18.05.99

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