("Fixstern
ohne Starallüren")
22. April 1991
Ostbahn-Kurti und die Chefpartie in Attnang-Puchheim
"Kurti, Kurti, Kurti"-Sprechchöre bereits eine halbe Stunde bevor er Freitag abend in Attnang-Puchheim die Bühne betritt. Ein Festzelt, bumsvoll mit Fans, die aus allen Himmelsrichtungen angepilgert sind. Eine gute Viertelstunde Konzert, und die Stimmung kocht. Der Ostbahn-Kurti hat's geschafft: vom schillernden Szeneoriginal zum leuchtenden Fixstern am österreichischen Musikhimmel. Starallüren hat er allerdings nicht nötig - davon überzeugten sechs Stunden Kurti-Betrachtung restlos.
Zehn Minuten vor dem angekündigten Konzertbeginn: Statt so knapp vor dem Auftritt in hermetische Klausuren zu gehen und die ohnedies von den Strapazen der letzten Zeit angeschlagenen Stimmbänder in schonendes Schweigen zu hüllen, steht der Kurti so überraschend zum Interview zur Verfügung, daß ich nicht einmal Schreibzeug dabeihabe, weil ich eigentlich erst nur einen Termin vereinbaren wollte. Die halbe Garderobenbesatzung sucht nach Papier und Kuli, der Kurti reicht fürsorglich ein Buch zum Unterlegen und meint dabei: "Frag mich was Schwieriges."
Vom Insider-Geheimtip zu Everybody's Darling inklusive Riesenbierzelt und Standlmarkt mit "Kurti for President"-T-Shirts und Massenaufgebot an Fans wie an Sicherheitskräften. Da drängt sich manchem die Gretchenfrage auf: Ist er noch der alte Ostbahn-Kurti - oder ist er jetzt zum "Herrn Kurt" avanciert?
"Für die Saalgröße kann ich nichts", sagt der Kurti und läßt sich von Journalistenfragen beim Umziehen nicht stören. Es habe damit begonnen, daß mehr Leute kamen, als die früheren Auftrittsorte fassen konnten. Und da man sie nicht heimschicken wollte, mußte man in größere Säle übersiedeln. Mit der Breitenwirkung haben sich auch die Rahmenbedingungen geändert. Jetzt steht "der alte Kurti" mit großen, staunenden Kinderaugen vor dem, was da jetzt passiert mit uns, und muß damit umgehen. Geplant gewesen oder unter großen Opfern erkämpft sei der Erfolg freilich nicht. "Wir hätten so auch weitergespielt, wie's war", doch "wenn dich der Erfolg erwischt, kann man ihm schwer entrinnen" und es sei auch "leiwand so".
Der Preis des Ruhms: Bis Mitte Juli jeden zweiten Tag ein 3 1/2- Stunden-Konzert und als Folge davon Ölwickel um den Hals und Tee in der Thermoskanne in der Garderobe, denn "das hält das beste Stimmband nicht aus". Was der Kurti macht, das macht er jedoch ganz, dazu treibt ihn sein "Handwerkerehrgeiz". Und "wenn man 'leiwand grooven' will, muß man viel präziser sein als ein Soldatenbataillon, da geht's um Millisekunden". Den Urlaub im Sommer - nach dem großen Open-air-Heimspiel auf dem Ostbahn-11-Platz, "wo alles begann", am 29. Juni - hat der Kurti daher auch nötig, er wird ihn als Gastgartentester verbringen: "Da prüf' ich die Dichte der Kastanienbelaubung: Je dichter das Laub und je höher die Bäume, desto schattiger der Gastgärten, das ist für die Gemütslage wichtig . . ."
Vom Interview erster Teil geht's direkt auf die Bühne, "reden wir nachher weiter!" - vorbei an einem mit schußbereiter Kamera lauernden Fan. Den boshaften Tip aus der anwesenden Runde, mit der Hand vor dem Gesicht an ihm vorbeizuwischen, weist der Kurti zurück: "Warum? Dann verscheiß ich ihm ja das Foto!"
© 1991 Oberösterreichische Nachrichten | Last Updated: 12.06.99 |
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