("Delikatessen
vom Herrn Kurt")
1. September 1992
Wir haben uns schon Sorgen gemacht um den Ostbahn-Kurti. Denn nach den vielen ausverkauften Konzerten muß er ziemlich reich sein, und das Geld hat mindestens so viele Rock 'n' Roller verdorben wie Politiker. Dementsprechend gespannt haben wir uns das neue Kurti- Album "A blede Gschicht . . . oba uns is wurscht!" gegeben.
Wir wissen, daß dem Kurti nicht so schnell etwas zu Kopfe steigt, denn sonst könnte er nicht bei jedem Konzert einen Doppler aussaufen. Aber der Ruhm ist - das hat er mit dem gleichnamigen Rum gemein - eine stärkere Droge.
Größte Besorgnis brach aus, als der Kurti heuer versuchte, ein Rock-Großunternehmer zu werden, indem er in den millionenschweren deutschen Markt einbrach. Wie wir wissen, haben sie da oben im Norden einen Geschmack, der von Matthias Reim und Dieter Bohlen geprägt ist. Grund genug für die Ostbahn-Fans, sich die bange Frage zu stellen: Wird sich der Kurti aus geschäftlichen Überlegungen diesem Geschmack anpassen oder andere bleibende Schäden davontragen?
Auch das Cover der neuen Platte läßt Böses ahnen. Darauf ist ersichtlich, daß sich der Kurti eine eigene Wurst hat machen lassen. So etwas wie Weihnachtsaufschnitt, nur eben mit dem Gesicht des Kurti drauf. Sollte das ein Anzeichen für galoppierenden Superstar-Wahn sein?
Jetzt haben wir das neue Album mit 16 Nummern im CD-Spieler und können uns nur mehr schämen. Wie konnten wir jemals am Kurti zweifeln? Längst hat er sich selbst mit den Gefahren des Ruhms auseinandergesetzt. "Nimma lang, und i bin in jeden dritten Haushalt", stellt er in der Nummer "Da Dings" fest.
Aber es gibt keinen Zweifel, daß der Kurti locker geblieben ist. Wie die Kurti-Wurst schmeckt, wissen wir nicht, aber das Album ist voll von Delikatessen wie saftigem Rock und deftigem Blues. Und in "Echt super" macht der Kurti unmißverständlich klar, daß er nach wie vor gegen Luxusautos und Luxusvillen mit Swimmingpool resistent ist. Die Botschaft lautet: Lieber arm und vergnügt als stinkreich und stinkfad.
Als Jäger des vergrabenen Melodienschatzes hat der Kurti wieder ein paar Rock-Kleinodien gehoben, darunter Songs von Loudon Wainwrigth und Gregg Allman. Frank Zappas "Bobby Brown" tritt in einer Ostbahn-Version als "Bertl Braun" auf. Aber die stärkste Nummer auf dem Album ist eine Eigenkomposition: "Seit wos kan Ruaß mehr rengt" handelt von sterbenden Industrieregionen. Das Lied, das Kurti-Experten schon von ein paar Konzerten kennen, wäre es wert, daß es der Bruce Springsteen nachsingt.
© 1992 Oberösterreichische Nachrichten | Last Updated: 31.05.99 |
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