("Manchmal
bin ich auch Hofrat in Ruhe")
19. Juni 1993
OÖNachrichten, 19. 06. 1993, Seite 5
Manchmal bin ich auch Hofrat in Ruhe
Prof. DDr. Kurt Ostbahn am OÖN-Telefon
Ein großer Fragenkomplex drehte sich um die Identität des Kurti. Vor allem eine angehende Kurtologin namens Elisabeth aus Puchenau befaßte sich eingehend damit.
Frage: Ich habe gelesen, daß Sie mit Ihrem echten Namen Ostbahn heißen, stimmt das?
Kurti: So gesehen ist das richtig, auf der anderen Seite muß man halt sagen, daß immer die Hälfte von den Sachen, die ich sage, gelogen ist. Man weiß dann nie, welche Hälfte, daher ist es schwer, mit mir so was zu besprechen. Es gibt Leute, die meinen, daß ich mit Nachnamen Ostbahn heiße, und andere, die meinen, daß das ein Spitzname ist, weil ich ja meine Kindheit neben der Ostbahn verbringen durfte, in der Nachkriegszeit. Und jede Theorie hat verschiedene Anhänger.
Frage: Meine Bekannte hat gesagt, Sie heißen Resetarits.
Kurti: Auch diese Theorie hat sehr viele Anhänger. Sie müssen verstehen, wir dürfen das nicht grob vereinfachen. Denn wir halten fest, es gibt die Resetarits-Theorie und die Ostbahn-Theorie.
Frage: Und daß Sie ein Doktorat gemacht haben, ist das auch nur eine Annahme?
Kurti: Na ja, da gibt es wieder die Theorie, daß das Doktorat angenommen wäre, eine zweite Theorie, daß es verliehen wäre für meine jahrzehntelangen Bemühungen um die Volksgesundheit. Wir haben vor zirka 28 Jahren die heilsame Wirkung des Rock-'n'-Roll entdeckt und sind seitdem volksgesundheitsmäßig tätig. Und da haben mir dann die Fans und Anhänger den Doktortitel verliehen. So ist die wirkliche Wahrheit. Und den zweiten Doktortitel, ich habe ja zwei, habe ich vom Bürgermeister von Podersdorf, einer Weinbaugemeinde, in Önologie bekommen, nach einer Weinverkostung der Podersdorfer Weine.
Frage: Also Sinn des Ganzen ist, es stimmt gar nichts?
Kurti: Nein, 50 Prozent unbedingt, da achte ich persönlich darauf und garantiere, daß die Hälfte wahr ist. Wenn gar nichts stimmt, das ist ja auch wieder fad.
Frage: Und das geht ewig so weiter, das heißt, Sie werden nie das Geheimnis lüften?
Kurti: Natürlich nicht, weil sonst ist es ja aus mit der Hetz.
Zum Professorentitel des Kurti wolle Andreas aus Linz Genaueres wissen.
Frage: Ich hätte gerne gewußt, wie Sie auf den Professor gekommen sind und was Sie sich wirklich einmal erwarten, weil ja der Udo Jürgens auch Professor ist.
Kurti: Das ist so, daß ich die angenommenen Titel mir sofort genommen habe und nicht warten wollte, bis ich sie verliehen bekomme. Der Professorentitel wird ja vom Bundespräsidenten verliehen, und da waren teilweise Präsidenten, von denen hätte ich den Titel gar nicht angenommen. Der Präsidententitel ist ja eigentlich auch für mich wie maßgeschneidert, für viele junge hoffnungslose Menschen bin ich ja der wahre Präsident. Dadurch kann ich mir alle Titel selber verleihen. So wie sich andere Leute immer überlegen, was sie heute anziehen sollen, überlege ich mir immer, was für einen Titel ich heute tragen werde. Ab und zu ein Hofrat in Ruhe oder Ökonomierat, wenn es ein größeres Konzert gibt mit hohen Einnahmen.
Frage: Und von Ihrem SOS-Engagement, erwarten Sie sich da wirklich einmal eine Auszeichnung? Verdienstkreuz oder so?
Kurti: Nein, da will ich lieber ein paar Millionen Schilling - nicht für mich. Ich arbeite daran, in Wien einmal ein Flüchtlingshaus aufzumachen, für Leute, die wirklich ganz unwürdig wohnen, die Schreckliches erlebt haben, die eine Betreuung brauchen, und da brauche ich Geld, Millionen. Und da tu ich einerseits Spenden sammeln und Leiberl unterschreiben und die dann teuer verkaufen, und auf der anderen Seite brauche ich jede Menge öffentliches Geld. Unterstützung von der Gemeinde Wien ist signalisiert, das darf ich jetzt so öffentlich noch nicht sagen, weil wir gerade mitten im Reden sind. Einsamer Wolf und Familienvater
Martina aus Linz wollte vom Kurti wissen: Haben Sie eigentlich eine Familie?
Da gibt es auch wieder verschiedene Legenden. Der Kurtl selber ist natürlich der einsame Wolf, der in den Nächten den Mond anheult. Und gerüchtegemäß gibt es dann auch den Willi Resetarits, der familienmäßig daheimsitzt in der Vollmondnacht und den Kindern, wenn die krank sind, die fiebernde Stirne kühlt. Manche Leute haben gesagt, das ist ein bißchen Doktor Jekyll und Mr. Hyde. Ich glaube an eine Gleichzeitigkeit. Das müssen mindestens zwei Leute sein. Aber man weiß es nicht genau.
Frage: Und das Leben mit der Chefpartie, ist das wichtiger als das Familienleben?
Kurti: Da kann man nicht mit der ersten Steigerungsstufe arbeiten. Oder schon, alle zwei sind wichtiger.
Frage: Wieviel verdienen Sie eigentlich bei einem Konzert und finden Sie das gerecht, was Sie dann an Steuern abgeben müssen?
Kurti: Wir waren ja lange genug mit wenig Geld ausgerüstet, weil wir wenig verdient haben. Da haben wir uns immer aufgeregt und gesagt, die G'stopftn sollen die Steuern zahlen. Und jetzt bin ich in der Situation. Jeder, der jammert über die hohen Steuern, tut mir nicht wirklich leid, denn der muß ja vorher auch entsprechend verdient haben. Was ich gerne hätte, wäre, daß ich dazuschreiben kann, wofür sie mein Geld nehmen sollen. Oder was noch wichtiger ist, für was sie mein Geld nicht nehmen sollen. Wenn man Geld hat, muß man schon ein wenig die öffentliche Hand unterstützen, nur wenn die öffentliche Hand so deppert ist wie jetzt, dann ärgert man sich halt.
Und wieviel verdienen Sie so ungefähr bei einem Konzert?
Kurti: Läßt sich nicht sagen. Wenn viele Leute kommen, verdienen wir etwas mehr, hängt aber immer davon ab, wie hoch die Fixkosten sind. Tatsache ist, daß wir nach Abzug aller Ausgaben untereinander aufteilen, acht Personen teilen die Beute auf.
Der Kurti und SOS-Mitmensch. Als "einer der größten Fans" stellte sich Waltraud aus Linz vor. Sie gratulierte dem Kurti zu seinem Engagement bei "SOS-Mitmensch" und forderte ihn auf, damit weiterzumachen.
Ja, ja, aber es geht sehr zach! Wir haben ziemlich stark am 23. Jänner angefangen, dann ist sehr wenig weitergegangen. Das Interesse der Medien hat ausgelassen, bei den Politikern haben wir auch das Gefühl gehabt, jetzt brauchen sie eigentlich überhaupt nichts mehr tun, weil das Haider-Volksbegehren eh schlecht ausgegangen ist. Und jetzt ruacheln wir, und niemand merkt was davon. Entmutigen lassen wir uns nicht, aber ärgern wird man sich doch ein bisserl dürfen, weil so wenig weitergeht.
Der Kurti zum Thema Benefiz-Konzerte für gute Zwecke:
Wenn man ein Konzert als Benefiz-Veranstaltung ankündigt, kommen viel weniger Leute als zu einem normalen Konzert. Wenn wir das Geld für irgendwas brauchen, machen wir ein normales Ostbahn-Kurti- Konzert, nicht groß ein Benefiz ankündigen, das schreckt die Leute ab. Im Konzert selbst kann man dann schon darauf hinweisen.
Kurti in Kürze
Ostbahn-Kommentare zu verschiedenen Stichworten:
Lampenfieber: Aufgeregt bin ich schon ein bisserl, aber wir haben schon so viele Konzerte gehabt, da gewöhnt man sich daran. Aber ganz knapp vorher ist man schon ein wenig aufgeregt (Die Frage kam vom jüngsten Anrufer, der achtjährigen Julia aus Wolfern).
Ozonloch: Das habe ich schon vor Erfindung des Ozonlochs gewußt, daß es in der Sunn net guat is. Historisch gesehen dürfte das ein ganz kurzer Moment gewesen sein, wo ein paar Millionen Idioten auf den Grill gegangen sind. Ich habe das nie begriffen, wie man in Urlaub fahren kann, dann liegt man dort, dann dreht man sich um, und dann geht man wieder ham. Schrecklich!
Verkauf der letzten LP: Weiß ich nicht genau, zwischen 70.000 und 80.000.
Neue Platten: Wir nehmen jetzt ein paar Konzerte auf und machen zwei Live-CD.
Ostbahn-Videos: Ich brauche keine Video-Aufnahmen. Wenn die Plattenfirma das will, dann mache ich mit, ansonsten nur den Tonträger. Das Bild muß sich jeder Mensch im Kopf selber vorstellen. Das ist ohnehin alles zuviel mit diesen Videos.
Schmetterlinge (die Band, bei der Willi Resetarits früher gespielt hat): Wir haben irgendwann einmal aufgehört, weil wir festgestellt haben, die Resonanz läßt nach. Manchmal spielen wir noch. Ich bin Obmann bei einem Flüchtlingsberatungsverein, da ist jedes Jahr im Hof ein Fest, und da sind die Schmetterlinge dabei.
Ostbahn-Texte: Die schreibt der Günther Brödl. Er hat die sprachliche Begabung und macht das sehr gut. Er ist eigentlich auch so ein wenig der Ostbahn-Kurti.
Nächstes Konzert in Linz: Am 8. Juli ein Freiluftkonzert im Vehikel (Projekt für arbeitslose Jugendliche in der Fichtenstraße).
© 1993 Oberösterreichische Nachrichten | Last Updated: 21.07.99 |
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