(TV Kritik)
18. April 1997
Source: Die Presse, 18. 04. 1997
Asterix hat's kapiert: De spinnan, de Wiener Der gallische Comic-Held, Stammgast in der Lateinstunde, spricht nun Wienerisch. Mit ein bißchen Hilfe vom Ostbahn-Kurti. Also: "Es is scho a Zeitl aus, 50 v. Chr. woas . . ."VON INGRID LUTTENBERGER" . . . do woa ganz Gallien fest in römischa Hand. Ganz Gallienö Ned wirklich." Der Beipacktext zur zweitberühmtesten Landkarte (nach Bonanza), jener Karte mit der Lupe und dem wehrhaften gallischen Dorf, hat sich ein bißchen geändert. Zum achtenmal genaugenommen, und diesmal hat es die Wiener Mundart erwischt. Nach zweimal Schwäbisch, Plattdeutsch, Kölsch, Schwyzerdütsch, Sächsisch und Pfälzisch plauschen Asterix, Obelix und "a Handvoi zaache Hund" jetzt statt Hochdeutsch tiefstes Wienerisch. Aus berufenem Munde: Einer der "Kurt Ostbahn"-Väter, Günter Brödl, hat zur Feder gegriffen und Geschichte sowie Bilder (Gschichtl & Büdln) von Albert Uderzo neu be-textet. Der auserwählte Band: "Der große Graben" (Da große Grobn ).Heikle Passagen wie "Du merkst aber auch alles" (Neuversion: Blitzkneißa ) oder "Aaah! Da fühlt sich jede Zelle frisch" (Pfiat di Gott, Lackerl! Des Tröpferl foat vielleicht ei) wurden dem fast 70jährigen Meister natürlich vorgelegt, rück-übertragen ins Französische - und sie heimsten bei Uderzo Lob ein: "Ein Text, der der hochdeutschen Version überlegen ist", urteilte er.Nur wem nicht klar ist, daß Asterix und Konsorten im tiefsten Herzen Wiener sein müssen, konnte daran zweifeln. Asterix' Schläue, Obelix' Raunzerei und Wildschweine (Wüdsau - gibt's was Wienerischeresö) sind klare Indizien dafür, daß die Gallier im Wienerwald ein würdiges Heim haben.Da Österreich aus mehreren bundesländlichen Sprachgruppen besteht, hilft eingangs ein kleines Lexikon - sich in die Feinheiten des Textes einzuarbeiten, ist nicht leicht. Daher: Bracholda - Fausthieb, Gfrast - boshafter Mensch, Gfrastsackl - sehr boshafter Mensch, Hiafla - Versager . . .Mit den acht Mundart-Bänden ist Asterix schon 34sprachig, 270 Millionen Alben wurden seit 1961 verkauft - Premiere hatte der Knirps mit dem Federhelm 1959 in der französischen Jugendzeitschrift "Pilote".Bei den österreichischen Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren überflügelt der Gallier mit 88 Prozent Bekanntheitsgrad fast jeden Politiker und bleibt trotzdem auf dem Wiener Boden. O-Ton, Seite 48: "Scho schee, wann ma wieda hamkummt in sei friedlichs klans Duaf!""Da große Grobn", Egmont Verlag (nennt sich derzeit "Valog"), im Buchhandel um 123 Schilling.
© 1997 Die Presse | Last Updated: 27.12.99 |
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