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    ("Wiener Entrümpelungen")


??. ????????? 1997


Der Standard, ??. ??. 1997, von I. S.

WIENER ENTRÜMPELUNGEN

Günter Brödl
Kurt Ostbahn: Platzangst
ÖS 198,- / 196 Seiten
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Heymon Verlag
Innsbruck, 1997

Wie verhält sich der korrekte Staatsbürger im Falle einer Leiche im Keller? Er verständigt umgehend die Polizei. Wie verhält er sich aber, wenn er die Leiche in einem Keller findet, zu dem er von Rechts wegen keinen Zutritt hat, weil es nicht sein Keller ist, sondern der Keller ihm völlig unbekannter Mitbürger? Er verständigt besser nicht umgehend die Polizei.

Genau das ist diesmal das grindige Problem des Ich-Erzählers Kurt Ostbahn. Er hat nämlich zwei seiner Musiker als Pfuscher angeheuert, um seine Wohnung endlich aus dem Substandard herauszuheben. Die Burschen haben aber auch anderswo gepfuscht, auf Auftrag einer undurchsichtigen Barbekanntschaft. Und in einem zu entrümpelnden Keller eine eingemauerte Mumie à la Edgar Allan Poe entdeckt. (Die halb mumifizierte Frankfurter am Cover ließ ohnehin schon nichts Gutes ahnen).

Alte Bekannte

Sollten Herr Ostbahn und die Roadcrew zur Polizei gehen, gäbe es eine Menge unangenehmer Fragen, und die Wohnung des Alt-Rockers bliebe noch länger eine Mülldeponie. Also versucht man sich selber ein wenig in Ermittlungen. Mit dabei sind wieder der altbekannte Doktor Trash in der Kirchengasse, der wie immer seinem Computer Erstaunliches über verdächtige Personen entlockt, Inspektor Brunner, in den Ruhestand versetzt und dort nicht wirklich glücklich und der Trainer, der aus dem Urlaub zurückkommt und ein Hundebaby importiert hat.

Doktor Trash, bekanntlich ein Fan von Serienmördern, stellt alsogleich diverse Theorien auf, wird aber vom Praxismenschen Brunner in die Schranken gewiesen. Fest steht jedenfalls, daß in dem Kelleratelier bis vor kurzem noch ein Schicki-Micki-Fotograf gewerkt hat, der seine Modefotos hauptsächlich in der SM-Szene spielen ließ. Ist die Mumie nun ein Partyunfall? Wohl kaum, denn in der Asche des angrenzenden Heizungskessels finden sich noch etliche Relikte humanoider Opfer.

Bis dieses Schlamassel geklärt ist, fließen in tristesten Beisln viele Biere, es wird eine Menge Junk-Food verdrückt, und die dralle Nachbarin des Herrn Ostbahn trägt zur zwischenmenschlichen Kommunikation Entscheidendes bei.

Krimi-Emanzipation

Die Ähnlichkeit mit lebenden Personen und konkreten Orten scheint wie immer durchaus beabsichtigt. Die Emanzipation des bodenständigen Wiener Krimis schreitet mit diesem dritten Band der Ostbahn-Serie munter fort, und Kurts Trainer bereitet schon das nächste Opus vor, das irgendwo in Mexiko beginnen wird. Wahrlich kein Lercherlschas.


© 1997 Der Standard

Last Updated:   31. Januar 1999

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