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    ("Rock'n'Roll ist gesund")


19. April 1998


Kurier, 19.04.1998, Seite 26, REPORTAGE von Gunther Baumann

"Rock´n´Roll ist gesund"

Interview: Warum Kurt Ostbahn die Bühne wichtiger ist als das Radio

Saft & Kraft aus dem Rock´n´Roll statt Trost & Rat fürs Radio: Kurt Ostbahn setzt Prioritäten. Er widmet sich jetzt ganz der Musik.

Schön war´s schon. Als Dr. Kurt Ostbahn den Radio-Wien-Hörern letzten Sonntag zum letzten Mal "Trost & Rat" spendete, hätte er durchaus selbst ein bissl Aufmunterung vertragen. Der Abschied tat weh.

Denn: "Radio macht viel Freude", spricht Kurt Ostbahn. Aber Rock´n´Roll noch mehr. Nur beides zugleich wollte er nicht mehr: Zu viele Nachtfahrten zwischen irgendeiner Konzertbühne und dem Funkhaus Wien, um von der einen Identität in die andere zu schlüpfen.

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Also schleuderte Herr Ostbahn seine Doktor-Urkunde ins Eck, sagte dem Radio adieu und kehrte zu seiner alten Liebe zurück.

"Rock´n´Roll ist ein Erfordernis der Gesundheit", grinst er. "Das weiß keiner besser als der Kurt. Ohne Rock´n´Roll wäre er längst magenkrank."

Die Szene: Das Wirtshaus Lazelberger, irgendwo im Wienerwald. Kurt Ostbahn & Die Kombo probieren für die Frühjahrstour, die am Donnerstag in Ybbs beginnt.

Das heißt: Zwei Kurt Ostbahns proben. Willi Resetarits, die Stimme, und Günter Brödl, das Wort. Günter räkelt sich in einem Fauteuil und lauscht, was Willi aus seinen Texten macht.

Eine schwierige Situation, sollte man meinen. Es gibt schizoide Typen, die glauben, sie seien mehrere Menschen. Hier glauben zwei, sie seien einer. Wie geht das?

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"Wunderbar". Eine Antwort im Doppelpack. "Ich würde niemals auf eine Bühne steigen wollen," schaudert Brödl, der Erfinder der Ostbahn-Saga. "Ich muß jede Vermutung, ich hätte dichterisches Talent, zurückweisen" , sagt Resetarits.

Und: "Das Leben mit so einer Kunstfigur ist ein äußerst kluger Schritt. Denn schuld ist immer der Dritte. Der Kurtl war´s. Erstaunlicherweise ist der Kurt nie eifersüchtig auf den Kurt."

Für die Kurtologen-Gemeinde bereitet das doppelte Kurtchen ein dreigängiges Klangmenü vor. "Auf der Tournee spielen wir ganz alte Lieder aus den Siebzigern. Und mittelalte Hadern, ohne die das Publikum den Saal nicht verläßt. Und Teile der neuen kanarischen Elegie."

Kanarische - was?

"Der Brödl, der auf Teneriffa lebt, erzählt überhaupt nix über sein Privatleben", sagt Resetarits. "Aber aus den Liedern kann man lesen. Hier lernen wir, warum Brödl traurig war."

"Warum ich traurig war, ist eine komplizierte Geschichte", sagt Brödl.

"Ein schmerzlicher Verlust war zu beklagen" sagt Resetarits. "Man weiß nicht, wo sie ist. Mittlerweile ist die Elegie, einerseits veröffentlicht und andererseits überwunden."

Volle Kraft voraus, also. "Der Hund muß laufen, die Band muß spielen, wir müssen wieder auf die Straße", weiß Herr K.

Und weil er schon ein wenig älter ist und ergo eigensinnig, verfolgt er ein schwieriges Ziel: "Wir wollen den Schritt zum reifen Publikum machen - zu denen, die mit den Beatles und den Stones aufgewachsen sind. Die sollen verdammt nochmal ihre Ärsche bewegen und zu unseren Konzerten kommen."

Er sagt das ganz sanft. Er wird vielleicht wieder Krimis schreiben und Filme drehen und irgendwann wieder Radio machen. Aber das oberste Ziel ist klar: "Rock´n´Roll bis zum Rollstuhl."

Aus Gründen der Gesundheit, versteht sich.

       

Kurt-Tour

 

Kurt Ostbahn & Die Kombo starten zu ihrer Frühjahrs- und Sommer-Tournee. Die Termine: 23. 4. Ybbs (Stadthalle), 26. 4. Timelkam (Kulturzentrum), 8. 5. Salzburg (Rockhouse), 9. 5. Purkersdorf (Nikodemus), 15. – 17. 5. Wien (Orpheum), 23. 5.Telfs (Rathaus), 30. 5. Weiz (OpenAir), 19. 6.Gallneukirchen (Zirkuszelt), 26. 6. Wien (Donau-Insel), 27. 6. Weyer (Zelt), 3. 7. Althofen (Open Air), 4. 7. Kufstein (Zelt), 17. 7. Ritzing (OpenAir), 18. 7. Graz (Open Air), 19. 7. Finkenstein (Burg), 24. 7. Pram (Open Air), 25. 7. Alberschwende (Open Air).

Kurt-Buch

Auf die nächste Ostbahn-CD müssen wir noch (mindestens) bis zum Herbst warten. Was auf ihr zu hören sein wird, können wir jetzt schon lesen. In Günter Brödls frisch erschienener "Ostbahn-Auslese".

Das Buch ist das ultimative Druckwerk für alle Kurtologen. 25 Jahre Ostbahn' sche Lyrik, von Klassikern wie "Oabeit" oder "Nochtschicht" bis zu den neuen Zeilen der "Kanarische Elegie". Ein dickes Kompliment an den Dichter: Die Texte kommen gelesen genausogut punktgenau poetisch präzis an wie gesungen. Das kann man nicht von allen Rock-Lyrics sagen.

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Günter Brödl: "Ostbahn.Auslese". K&S, 291,- öS.


© 1998 Kurier

Last Updated: 11.04.99

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