("Kurt Ostbahn is back")
Juni 1999
extra Nr. 5/1999, Juni 1999, Seite 6/7
Er ist
ein Kämpfer für Gerechtigkeit, ein Idealist, der für seine Projekte kämpft und alles
gibt. Einer von jenen, denen man glaubt, daß sie fürs Internetz werben und davon keinen
Schilling für die eigene Tasche kassieren. Ein Multitalent auf musikalischer,
literarischer und politischer Ebene.
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"50
verschenkte Jahre im Dienste der Rockmusik" betitelt sich das neue Album des Kurt
Ostbahn & seiner Kombo. |
extra setzte sich mit Kurt Ostbahn, dem österreichischen Rock-, Politik und Literatur-Barden zusammen, um Ihn ordentlich über seine neue CD auszufratscheln und mit Ihm über sein Leben zu plaudern.
extra: Deine neue CD ist da. "50 verschenkte Jahre im Dienste der Rockmusik" betitelt sich das neue Album, warum gerade diese fast wehmütige Bezeichnung?
Kurt Ostbahn: Bei der langen Produktion zum neuen Album haben wir bewußt auf stilistische Einheiten verzichtet und viele Musikstile der letzten 50 Jahre eingespielt. Dann ging es darum, dafür einen Überbegriff zu finden. Da ist mir dann die Idee gekommen, daß ich selbst, der Kurtl, der Willi, 50 Jahre alt werde. Also haben wir das thematisiert. 50 Jahre im Dienste der Rockmusik, zwei Drittel davon in ausübender Form, ein Drittel in Vorbereitung auf diese schwere aber auch schöne Aufgabe.
extra: Warum dann "verschenkte Jahre"?
Kurt Ostbahn: Verschenkte Jahre im Sinne eines Geschenkes, im Sinne der Hingabe an das werte Publikum natürlich. Obwohl die Assoziation "50 verschissene Jahre" ja auch was hat, klingt ebenfalls nicht schlecht.
extra: Du bist ja aus dem
tiefsten Burgenland nach Wien gegangen. Wie bist Du zur Musik gekommen? Kurt Ostbahn: Geboren bin ich in einer kroatischen Ortschaft Namens Stinatz. Und dort ist damals - ich weiß nicht wie das heute ist - jedenfalls ist dort damals ganz viel gesungen worden. Diese Stinatzer-Kroatischen Lieder, die ich sicher schon im Mutterleib gehört habe, prägten mich natürlich. Aber damals wurden auch die aktuellen Schlager permanent gesungen. Also, bevor ich noch Deutsch sprechen konnte, sang ich schon die aktuellen Schlagerlieder. Das erste an das ich mich bewußt erinnern kann ist "Wenn ich auch alles verliere, du mußt mir bleiben ...". Das habe ich gesungen im Zug auf der Fahrt nach Wien, da wollten die Fahrgäste mit mir parlieren und mir Schokolade geben. Ich konnte aber keine Antwort geben, weil ich ja nicht verstanden habe, was die Leute da überhaupt wollen. Die haben sich wiederum gewundert, daß wenn ich relativ akzentfrei deutsche Schlager singe, nicht reden kann ... ja daraus siehst Du, das Interesse für Musik reicht bei mir soweit zurück, wie ich mich erinnern kann. |
extra: Wie hat sich das dann weiterentwickelt mit Deiner Musikleidenschaft? Kurt Ostbahn: Der normale Weg eigentlich, mit Kindersingschule der Stadt Wien, Flötenunterricht, also eher Gelegenheiten, wo man das Musizieren ausgetrieben bekommt ... der große Change folgte mit der ersten Beatles-Single die ich hörte, noch einmal verstärkt durch die erste Stones Platte die ich kannte. Die Beatles und die Rolling Stones haben mein Leben verändert, wie das fast aller meiner Altersgenossen. Dann haben wir quasi eine Schülerband gehabt, sehr dilettantisch, Beatles und Stones wurden nachgespielt, ja so hat es angefangen, der Rest ist Geschichte. |
extra: Du hast ja dann lange Zeit "politische Musik" gemacht, oder wie würdest Du das bezeichnen?
Kurt Ostbahn: Ja, wenn man es in einem Zusammenhang mit der Zeit betrachtet. Einfach das Du nicht alles das machst, was der Herr Kaplan, der Herr Direktor oder die lieben Eltern sagen, das Du längere Haare hast ... da hat man soviel Beton bekommen, daß der Blick für das Gesellschaftliche automatisch geschärft wurde. Ich habe in einer Folk-Band - die Schmetterlinge waren das damals - gespielt. Na ja, und in den 80er Jahren ist dann ein gewisser Kurt Ostbahn auf die Bühne getreten. Eine Erfindung von Willi Resetarits und Günter Brödel, die diese Figur vorerst als literarische Person erfunden hatten . Dieser Ostbahn war als "Practicle Joke" geplant, aber es war so lustig Kurti zu sein, es hat Spaß gemacht und deswegen haben wir weitergetan.
extra: Wie bist Du zu Deinem politischen und humanitären Engagement gekommen, hat es vor dem Integrationshaus schon etwas gegeben?
Kurt Ostbahn: Irgendwann in den 80er Jahren habe ich mit konkreter Flüchtlingsarbeit begonnen. Davor waren wir auch überall dabei, zum Beispiel bei der Arena Besetzung 1976, bei der Anti-Atomkraftbewegung 1978 . . . beide Dinge erfolgreich. Die Atomgeschichte Österreichs kennen wir ja alle . . . nachdem das Arena Gelände in Wien geschliffen wurde, haben die Verantwortlichen aufgrund des schlechten Gewissens sozusagen neue Projekte wie das WUK in Währing etabliert. Mit SOS-Mitmensch und dem Lichtermeer bin ich immer mehr an die Öffentlichkeit gegangen. Dann folgte das Integrationshaus, da mußte ich dann Öffentlichkeitsarbeit machen, um Spender und Unterstützer zu gewinnen.
extra: Das Integrationshaus
hat sich bestens etabliert, aber trotzdem gibt es immer wieder finanzielle Sorgen, ist das
richtig? Kurt Ostbahn: Die staatlichen Zuwendungen werden immer geringer. Man muß immer mehr privat aufstellen, was auch an gewisse Grenzen stößt. Natürlich haben wir größere Projekte laufen, die gute Einnahmen bringen wie zum Beispiel "Die gute Zeitung" die immer besser läuft. Die erste Ausgabe haben wir mit Karl Auer (Anm.: Bruder von extra-Herausgeber Johann Auer) gemacht. Er hatte damals die größenwahnsinnige Idee, mit einer Million Auflage zu beginnen. Das war bahnbrechend. Wir haben dann an dieser Idee weitergewurschtelt und Karl Auer hat uns dankenswerterweise den Namen "Gute Zeitung" überlassen. Ein weiterer fixer Bestandteil ist der alljährliche Flüchtlingsball, der großen Anklang findet. |
extra: Bekommt Ihr noch anderwertige Zuwendungen?
Kurt Ostbahn: Die Kabarettisten hauen sich auch voll hinein, das macht einen großen Brocken aus. Wenn der Hut brennt, spendet schon einmal jeder eine ausverkaufte Veranstaltung. Dann gibt es noch das Werbeprojekt. Ich werbe für ein Produkt Namens "A-Online" und bekomme dafür eine Summe, die nicht genannt werden soll. Aber wenn es angenommen eine Million wäre, dann würden wir in Wirklichkeit nur 660.000,-- bekommen, weil sich der Staat die Körperschaftssteuer abzieht. Was insofern ein Witz ist, weil ich das ja nur mache, weil uns der Staat schon vorher alle Zuwendungen gestrichen hat. Dann macht man selber etwas und zack - wieder 34 % weg vom Kuchen. Das kommt mir ja vor wie Wegelagerei, ist aber rechtens. Vielleicht kann man das irgendwann einmal ändern, weil für diesen Zweck ist das nicht gerade super . . .
extra: Hast Du heute noch Ideale?
Kurt Ostbahn: Es gibt ganz sicher das Ideal einer besseren Gesellschaft. Das war ganz klar in den 70er Jahren etwas, was man Sozialismus genannt hat, aber ganz sicher nicht das war, was sich im Ostblock abgespielt hat. Heute würde ich das differenzierter sehen, grundsätzlich die sozialistische Idee als solche in Frage stellen. Das heißt aber nicht, daß man den Erstgedanken ad acta legen muß. Der Erstgedanke ist, die Welt ist nicht gerecht und sollte gerechter gemacht werden. Da geht's vor allem um soziale Gerechtigkeit - eh klar - es geht um die Benachteiligten in der Welt. Und denen soll geholfen werden, ein klarer Gedanke, eine klare Geschichte.
extra: Zurück zur Bühne,
zur Musik und zur Tour. Am 23. Juli dieses Jahres spielst Du im Rahmen der
Landesausstellung am Knittelfelder Kapuzinerplatz auf. Wie stehst Du zu Open-Airs in
diesem Rahmen? Kurt Ostbahn: Der Start war in Wien, vorm Riesenrad, auf der Kaiserwiese. Beim Grazer Stadtfest haben wir auch schon gespielt. Aber in dieser Weise, in einer Stadt wie Knittelfeld, haben wir das noch nie gemacht. Ich freue mich darauf, in einer Stadt quasi im Kern zu spielen, wenn es hoffentlich warm und schön ist. Dann wird das eine superstimmungsvolle Geschichte werden. Jeder Platz strahlt etwas aus, das hat verdammt viel mit der Stimmung zu tun. Ja, so ein Stadtplatz hat meistens eine Ausstrahlung - wenn er ein Stadtplatz ist, mit Ausstrahlung ... |
extra: Was hast Du in Zukunft vor?
Kurt Ostbahn: Bandmusik machen, solange es uns Spaß macht. Pläne gibt es viel. Ich möchte schon einmal zurück zum Radio, wenn es die Zeit erlaubt. Angebote gibt es ja genug, vom Fernsehen auch. Ein, zwei Kinofilme möchte ich noch machen. Vielleicht auch einmal Regie führen. Aber das mußt Du jetzt ganz klein schreiben, denn das ist mehr ein Traum noch.
extra: Könntest Du Dir vorstellen in die Politik zu gehen, als Minister z.B.?
Kurt Ostbahn: Nein, das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Das ist ein Feld, welches mir nicht geheuer ist. Vielleicht habe ich Vorurteile - ich bin kein Insider - aber ich glaube das dort richtig die Fetzen fliegen. Man ist sicher nicht ganz sein eigener Herr, man muß immer eine Linie vertreten. Sicher ist man Sachzwängen ausgesetzt, irgendwelche Spinndoktoren sagen dir welches Hemd, welche Unterhosen und welches Sakko du tragen mußt. Da würde ich mit einer ziemlichen Allergie darauf reagieren, wenn ich nicht frei heraus sagen kann, was ich will. Daher ist für mich ganz klar, ich bleibe der Politiker, der ich heute bin. Ich sehe mich als mündigen Bürger, wie jeden anderen auch. Durch meine Präsenz als Musiker genieße ich mehr Aufmerksamkeit. Gerne bin ich Sprachrohr für das Integrationshaus und andere Projekte, aber den Mund lasse ich mir sicher nicht verbieten.
extra: Viel Spaß auf Deiner Tour, viel Erfolg bei Deinen Projekten. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen am 23. Juli in Knittelfeld. Danke für das ausführliche Gespräch.
mv 02. 06. 99
Kurt Ostbahn, seit 50 Jahren im Dienste der Rockmusik
unterwegs, präsentiert Tonbeispiele aus 5 Jahrzehnten und 5 musikalischen Kontinenten. Nebenbei ist es die 50. Tournee, die der RocknRoll-Primar in seiner bewegten Karriere bestreitet. Meint der Kurtl: "Aber nach dem 50. Konzert irgendwann Ende Juli ist Schluß. Da geh ich auf Erholungsurlaub. Weil man ist ja nimmer der Jüngste." Dafür sorgt nicht zuletzt sein erlesenes Ensemble DIE KOMBO: "Eine der drei besten Rockbands weltweit" (O-Ton O.Kurt). Weil Kurt Ostbahn aus langjähriger Berufserfahrung weiß, daß das p.p. Publikum auch mit den Augen hört, präsentiert sich Die Kombo - Karl Ritter von Stockerau (Gitarre), Klaus Sunshine Silber (Gitarre, Gesang), Professor Gugg (Tasten), Ricky Gold (Bass), Silvio Berger (Schlagzeug) und Alex Horstmann (Gesang, Percussion) - erstmals in historischen Kostümen der 90er-, 80er-, 70er-, 60er- und 50er-Jahre! Das Beste zum Schluß: Eintritt frei! Tip für alle Internetler: www.ostbahn.at (Mit
freundlicher Unterstützung von LH-Stv. DDr. Peter Schachner) |
© 1999 extra | Last Updated: 22.07.99 |
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