("Wozu
ist der 57er-Chevy gut, Herr Ostbahn?")
12. Mai 1999
Der Ostbahn-Kurti war da. Gut wie immer, aber eine Frage muß gestellt werden:
Wozu ist der 57er Chevy gut, Herr Ostbahn?Der Ostbahn-Kurti war wieder in der Stadt. Diesmal auf dem Uni-Gelände, in einem Zelt, das aussah wie ein Bierzelt. Selbstverständlich kann ein Zelt, in dem der Kurti auftritt, niemals ein Bierzelt im geistigen Sinne sein. Die Hütte war, wie sich's gehört, voll.
Wenn der Kurti in der Stadt ist, spielt sich seit Jahrzehnten ein Ritual ab: Gewisse Leute gehen hin, hören sich das an und schnitzen dann aus ihren Jubelschreien lobende Zeitungsartikel. In der langen Geschichte der Kurtologie ist kein Fall bekannt, wo ein Vierspalter mit "Ostbahn - langweiliger als eine Zugsverspätung" übertitelt gewesen wäre. Weil's auch gelogen wäre.
Andererseits ist es keine geistige Herausforderung, sich jedes Mal, wenn der Kurti in der Stadt ist, neue Umschreibungen für "echt super" auszudenken. Gottlob hat der Kurti diesmal den einen oder anderen Ansatz für konstruktive Kritik geliefert.
Zum Beispiel mit seiner Theorie, laut der Männer mit protzigen Autos meinen, die Größe des Wagens übertrage sich auf die Größe ihres sogenannten Spatzerls. Mag schon sein, aber dann müssen wir den Herrn Kurt auch daran erinnern, daß er seit Jahr und Tag singenderweise des Bekenntnis "I fahr' oh auf 57er Chevy" ablegt - das ist der mit den ganz, ganz langen und steil aufragenden Heckflossen.
Die Kombo ist natürlich eine gute Band. Und vorbildlich, was die Schaffung von Arbeitsplätzen in der notleidenden Musikbranche betrifft. Da stehen mit dem Kurti sieben Leute auf der Bühne, und wenn sie schon da sind, möchten sie natürlich alle so heftig wie möglich spielen. Da hat der Purist manchmal das Gefühl, daß der Rock `n' Roll um ein Alzerl zu aufgebläht daherkommt, daß der Kurti das Reinheitsgebot flexibler auslegt als früher mit der Chefpartie. Hoffen wir, daß das nur eine nostalgische Täuschung im Sinne von "Früher war alles besser" ist.
Womit wir wieder zum Üblichen zurückkehren wollen: echt super, der Kurti. Ein Mann mit Qualitätsgarantie, und das seit ewig.
Auf seiner Ehrentafel des Favorythm & Blues muß zumindest ein neuer Titel eingetragen werden: "Der Ennio Morricone von der Ostbahn" Für seine Mundharmonika-Arbeit beim Lied vom staubigen Nest, in dem der Sand sogar beim Saufen zwischen den Zähnen knirscht.
© 1999 Oberösterreichische Nachrichten | Last Updated: 31.05.99 |
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