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    ("Burgenland ist Mexico")


24. April 1999


DER STANDARD, Samstag/Sonntag, 24./25. April 1999, Seite A13

Burgenland ist Mexico

Ostbahn-Trilogie, Teil vier. Von Ingeborg Sperl

Es gibt geheime Parallelwelten, in denen das burgenländische Dorf Dreikreuz irgendwie mit einem grindigen mexikanischen Kaff names Tres Cruces korrespondiert. Dort, in Mexiko, treibt sich der Auftragskiller Kurt Ostbahn alias John Smith, alias Bertl (der aus Hitzschlag) herum. Angeheuert worden ist er von einer reichen Hotelbesitzerin, die ihre verkitschte Nobelabsteige durch den Vandalismus und die Erpressungsversuche einer wüsten einheimischen Motorradgang gefährdet sieht. Wie die Dame dabei ausgerechnet auf Herrn Ostbahn als ziemlich unprofessionellen Meuchler kommt, bleibt ein Geheimnis. Die Protagonisten scheinen jedenfalls multiple Persönlichkeiten zu sein und das nicht erst, seitdem der Ostbahn alias etc.etc. einem halluzinogenen Gesöff eines steinalten Einheimischen (vielleicht der Opa von Castanedas Don Juan?) erlegen ist. Wer mit Robert Mitchum als maulendem Ezzesgeber durch die Wüste gondelt, fällt jedenfalls in die Kategorien, die Psychiater interessieren.

Gleichzeitig wird in Dreikreuz eine an einen Baum gefesselte Leiche gefunden; der Trainer der Ostbahn-Kombo ist verschwunden, seine Spuren führen möglicherweise nach Mexiko. Ist er mit einer Schönen namens Linda durchgebrannt? Die erweist sich eventuell als Schwester jenes Mortorradgangsters, den Ostbahn umnieten soll. Egal, Durchblick ist hier nicht wichtig und auch nicht möglich. Kopfschuß, der vierte Teil einer als "Trilogie" titulierten Krimiserie entpuppt sich als freischwebender Spaß mit Ethno-Touch und einem schizophrenen, mehrstimmigen Plot mit Vorliebe für Weltverschwörungen.

Der Text ist natürlich noch amüsanter, wenn man die Insiderschmähs dechiffrieren kann. Wem der Doktor Trash schon mal leibhaftig über den Weg gelaufen ist, der wird die Beschreibung von dessen Datenheim in der Kirchengasse doppelt lustig finden und der Trainer (alias Günter Brödl), der die Kombo programmäßig und auch sonst auf Trab bringt, den gibts ja auch irgendwie im richtigen Leben. Die Rückbezüge auf vorherige Brödl-Ostbahnkrimis und die Zitate von allerlei einschlägigen Film(mach)werken könnten leicht manieristisch wirken, sind es aber nicht, weil sie von sturem Ernst weit entfernt sind. Also freut man sich, den verschrobenen Gestalten im abgehausten Cafe Rallye in Wien-Fünfhaus wiederzubegegnen und hofft auf einen fünften Teil der Trilogie, der textmengenmäßig ruhig ein bisserl üppiger ausfallen darf.

Günter Brödl, Kurt Ostbahn.
öS 196,-/156 Seiten, Kremayr & Scheriau, Wien 1999


© 1999  Der Standard

Last Updated: 26.05.99

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