("Ausg'steckt is'")
26. März 1999
DER STANDARD, 26. März 1999, Seite 5
Ausg'steckt is' Das Handy der Zukunft wird zur Drehscheibe der drahtlosen Informationsgesellschaft. Einziges Handicap ist der Akku, der regelmäßig am Stromkabel hängen muß. Unplugged, wie es zeitgeistig heißt, bedeutet nicht zwangsläufig, ohne Stromzu sein, aber zumindest vorübergehend ohne Kabel. Das kennen wir vom Rasierapparat, der elektrischen Zahnbürste, vom Tischstaubsauger, Bohrschrauber und natürlich vom Handy. Im Inneren diverser Elektronik-Geräte arbeiten sogenannte Akkumulatoren, die den Saft aus der Steckdose heraussaugen, um ihn anschließend in Form von Antriebskraft wieder abzugeben; ersteres braucht meistens zu lang, zweiteres immer viel zu kurz.
Während Ostbahn Kurtis E-Gitarre ohne Strom schweigt wie ein Grab, piept ein Handy bis zu einer Woche lang, ehe es verstummt. Dann geht die Sucherei los: Welches der mittlerweile mehr als zehn eingelagerten Ladegeräte gehört zu welchem Gerät? Der tragbare CD-Player hat einen Netzadapter, der jenem des Anrufbeantworters ungeheuer ähnlich ist; der handgroße Organizer inklusive Mobiltelefon wiederum bezieht seine Energie über ein schwarzes Plastiktrum, das jenem des Fax-Gerätes gleicht ... Während ich entnervt suche - ich bin ausgerechnet zur Unzeit saftlos und unerreichbar - stehen die Weichen auf Psycho-Schleuderkurs: Vielleicht sind all diese verhedderten, plastikumhüllten Stromleiter nicht simple Transportmittel für die Elektrizität, sondern Menetekel einer sprichwörtlich atemberaubenden Vernetzung?
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© 1999 Der Standard | Last Updated: 27.05.99 |
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