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9. April 2001


Source: Kronen Zeitung, 09. 04. 2001


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Wer ist wofür geeignet?

Wann ist man wofür qualifiziert? Bürokratisch gesehen dann, wenn man dafür die entsprechende Urkunde in der Tasche hat: Gesellenbrief, Sponsionsurkunde, Befähigungsnachweis, Diplom und dergleichen mehr.

Die Praxis allerdings spricht oft eine andere Sprache. In meinem nicht mehr jungen Leben ist mir schon mancher Experte begegnet, der auf die Schulbank zurückgehört hätte:

Der Elektriker, der das Badezimmerlicht an der Steckdose anschloss und so für "ewiges Licht" am stillen Örtchen sorgte.

Der Gynäkologe einer guten Freundin, der während der schwierigen Geburt - er hätte einen Kaiserschnitt machen müssen - fluchtartig das Sanatorium verließ, um eine Hebamme zu Hilfe zu holen (das "Kind" ist heute bald dreißig und lebt in einer psychotherapeutischen Wohngemeinschaft).

Der Anwalt, der zwar den Prozess in allen Punkten gewann, jedoch vergaß, seine Kosten beim unterlegenen Gegner einzufordern (die nahe Verwandte von mir durfte trotz Sieg ihre Anwaltskosten selbst zahlen).

Diese Liste wäre beliebig fortsetzbar. Ich bin mir sicher: So manche "Expertengeschichte" wird mich noch per Leserbrief erreichen.

Umgekehrt gibt es Könner, die auch ohne Befähigungsschrieb Experten auf ihrem Gebiet sind. Jener junge Mann etwa (er nennt sich in aller Bescheidenheit "1st genius"), der ohne Zeugnis eine Homepage mit links programmiert und designt.

Alle Frauen, die als Psychologinnen, Säuglingsschwestern, Putzfrauen, Köchinnen und Ernährungsexpertinnen in familiären Diensten vom Volksmund so charmant als "Nur-Hausfrau und Mutter" abqualifiziert werden.

Steigerungsstufe der Experten ohne Zeugnis sind Menschen vom Schlag einer Haupt-Frau von Köpenick, wie Nichtakademikerin Ute Fabel, der Minister Herbert Haupt (garantiert akademischer Tierarzt) in einem Interview letzte Woche attestierte, auch juristische Verhandlungen zur Zufriedenheit erledigt zu haben.

Da wir gerade bei nichtakademischen Akademikern sind: Der entertainerhalber zu Doktorehren graduierte Kurt Ostbahn bewirbt in einem TV-Spot den österreichischen Oberwuzi-Experten in Sachen Telekommunikation und versichert, dass man mit ADSL und Self-Installation rucker zucker ins Internet kommt. Dazu meine persönliche Erfahrung: Ein Könner seines Fachs benötigte bei mir drei Tage, bis das Werkl lief. Ebenso lange dauerte es beim Fotografenkollegen, der dafür einen gefragten Netzwerktechniker zur Hand hatte. So schauts aus, meine Herren Experten!

Eine berührende Qualifikationsvorgabe für Politiker habe ich vom pensionierten Mesner von Kuchl gehört. Ich war im Salzburgischen, um eine Reportage über die heiligen Gräber der Karwoche zu machen (nachzulesen in der gestrigen "Krone bunt"), und Mesner Sepp Wimmer erzählte: "Ich habe vor vielen Jahren in einem Artikel gelesen, dass Leopold Figl am Karfreitag immer alle heiligen Gräber in den Wiener Kirchen besucht hat. Das war eben noch ein richtiger Politiker!"


© 2001  Kronen Zeitung

Last Updated: 10 April 2001

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