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29. September 2001


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Source: Kurier Freizet, 29. 09. 2001

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’s is afoch, wie’s is

Willi Resetarits
„I kann den Kurt net oschaffen, dazu is er mir zu stark eing’wachsen. Aber was is a halberter Ostbahn, der nur mit an Haxen rennt?“

Das Trauerjahr geht am 10. Oktober zu Ende. Dann dürften sogar fromme Witwen die schwarzen Handschuhe ausziehen und ihr Herz aufs Neue binden. Beim Kurt Ostbahn und beim Willi Resetarits ist das trotzdem anders. Na, naa, kein Kitsch. Ein Jahr, nachdem Günter Brödl, der Freund und Erfinder der Kunstfigur Ostbahn-Kurti „zum Jesus aufigangen is, hab i akzeptiert, dass is, wie’s is“, sagt Resetarits. Leise. Freundlich. Er hat eine Wanderwoche in Südtirol vor sich, mit Freunden von Hütte zu Hütte. Was erstens zum Plan „würdig altern“ gehört. (Er ist 52). „G’sund und ung’sund leben im binären System“. Mayr-Kur mit Milch und trockenen Semmeln in der Fastenzeit. Wannst aber eing’laden bist, a paar tolle Weine zu verkosten, wirst net grad Tee trinken.“ Zweitens ordnet Willi seine Wanderlust dem Themenkomplex Peter Alexander und das Fischen zu: „Die Leut glauben, wenn i a guate Show mach, is auch privat bei mir die Hölle los – und da irren sie si eben. Vom Peter Alexander les i seit 50 Jahr a nix anderes, als dass er am liebsten fischen geht.“ Willi war immer ein Stiller, auch als sich das Leben viel bunter anließ: „Mich hat’s nie gereizt, als toller Hecht, der jede Frau flachlegt, in der Zeitung zu stehen.“ Nach Brödls Verlust ist er noch stiller: „Es war a seltene Begegnung. Auf der Showebene haben wir funktioniert wie Trick & Track, wo einer den Satz in der Sprechblase anfangt und der andere setzt ihn fort.“

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Weshalb ihm vage Vorschläge kohlegeiler Karriereplaner, sein Show-Potential vielleicht mit einem anderen „Trainer“ in neue Hochform zu hieven, nur Schärfe in die Stimme treiben: „Des wer ma sicher net tun“ – worin er die Kombo einschließt. „I kann den Kurt net oschaffen, dazu is er mir zu stark eing’wachsen. Aber was is a halberter Ostbahn, der nur mit an Haxen rennt? Er wird still entschlafen“, resigniert Willi kurz beim zweiten Bier. Im Kaffee Schopenhauer, das in seiner Abgewohntheit mit Billardtisch, Mehlspeisvitrine und Lesezirkel ziemlich kurtig wirkt. „I lass es passieren. Das Publikum wird’s entscheiden“, blüht seine Stimme schnell wieder auf. Weil das Freilichtkonzert am 30. August in der Arena total ausverkauft war. „Dreieinhalbtausend Kurtologinnen und Kurtologen und textsicher, auch bei den neuen Ohjo-Songs. Da waren wir wieder gerührt.“ Er nickt erfreut. Hat sich ja angeblich überhaupt zum „heillosen Positivisten“ entwickelt. „Wannst mit der Erwartungshaltung ,das is ganz a Netter‘ auf wen zugehst, kannst natürlich ungeschützt getroffen werden. Aber oft ist dein Widerpart auch betroffen von so viel Gutwilligkeit.“ Das macht Spaß, weil’s so viel hilft. Bei der Finanzierung des Integrationshauses zum Beispiel. „Jetzt expandieren wir auf eine Betreuungsstelle für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge. Sie gehören weg von der Straße, dort sind sie extrem gefährdet. Das wird noch ein zähes Ringen.“ Und erst das Sozial-Volksbegehren.

„Am 29. September gibt’s ein bundesweites Treffen im MAK, um eine öffentliche Debatte in Schwung zu bringen. Es geht ein bissi zu weit, dass man sozialen Einrichtungen, um die man gekämpft hat und auf die man stolz ist, den Boden untergräbt. Nur ruhig Blut gilt’s bei solchen Aktionen zu bewahren, das hat Resetarits als Obmann von „Asyl in Not “ gelernt. „Man darf an einer Sache nicht verbrennen, Sozialarbeit ist eine Politik des langen Atems.“ Und der gehört zu Willis Grundausstattung. Wurscht, ob bei der Musik oder in der Liebe. Obwohl er sich in puncto Frauen eher verschweigt. Mit viel Geduld hat er vor Jahr und Tag die dahindümpelnde Folkloregruppe Schmetterlinge in eine fetzige Politrock-Band verwandelt. Genauso beständig schmirgelt er die Reibeflächen seines Zusammenlebens mit der Musikerin Beatrix Neundlinger. „Zumindest 17 Mal haben wir uns in 25 Jahren getrennt, weil wir so unterschiedliche Menschen sind. Was für a Qualität unsere Beziehung hat, sieht man daran, dass wir immer wieder z’sammkommen.“

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Dass er stolz auf die „schönsten Kinder der Welt“ ist, findet er logisch. „Die Johanna lebt nach der Matura seit einem Jahr in Mexiko, spricht akzentfrei Spanisch und wenn sie Geld braucht, gewinnt sie mit ihrem Freund Preise bei Tanzwettbewerben. Der Valentin studiert nach der Matura Filmregie. Nie wollten sie im Kielwasser der Eltern mitschwimmen und jetzt ergreifen beide doch wieder künstlerische Berufe. Oje“, haut sich Willi auf den Mund, „jetzt wird der Leser denken, diese mediengeile Sau tut mir am Samstag sein Privatleben aufzwingen. Deswegen hab i den Ostbahn so gern, hinter ihm kann i mi verstecken.“ Willi gibt seiner Meinung nach nur wenig her, siehe Peter Alexander und das Fischen. Ja, Hausmusik-Auftritte macht er mit seiner Mutter, einer Tant’ und einer Kusine, „weil’s mir wichtig ist, die Musik aus Stinatz zu pflegen, die mich zum Musiker geformt hat“. Ja, einmal monatlich ist er im Radio zu hören. Mit der Willi-Resetarits- Show: ’t’ aint what you do, nächstes Mal am 7. Oktober, 19.30 Uhr in Ö 1. Ja, und sein RP5-Jazzprojekt. An dem muss er den langen Atem noch beweisen. Wozu hätte er sich sonst seine Unschuld bewahrt? Diese Philosophie des Rock ’n’ Roll: „Zu meinen Bedingungen oder gar net!“ Willis Konsequenz beim Jazzen wurde nur oft vom Herrn Ostbahn gestört. Ohjo! Denn wer weiß, vielleicht steht der Kurt plötzlich wieder wie ein Einser da. Wie vor 16 Jahren, als er loslegte mit der Chefpartie: „Wie im Traum, wie im Flug. Wir ham uns net anbiedern müssen. Es war, als hätt alle Welt auf den Ostbahn g’wart.“ Die Dor-Film blieb am Puls. Sie interessiert sich noch immer für den Brödl-Roman Hitzschlag. Drei Drehbuch- Fassungen gibt’s von Brödl und von Resetarits, der jetzt eine vierte mit Regisseur Michael Glawogger erstellt. „ Erst, wenn a sehr guats Drehbuch vorliegt, mach ma den Film. Wobei’s nicht ohne Finanzierungsprobleme abgeht, wegen der maroden Filmförderung. Aber wenn’s an Film gibt, gibt’s auch an Soundtrack, a CD, a Promotion. Und wenn der Film Erfolg hat, bitte: Es sind noch drei weitere Ostbahn-Romane erschienen.“

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Wird Kurt Ostbahn sanft entschlafen? Oder steht er plötzlich wieder wie ein Einser da? Wenn der Film „Hitzschlag“ endlich gedreht wird zum Beispiel. „I lass es passieren. Das Publikum wird entscheiden, wie’s mit dem Ostbahn weitergeht“, sagt Willi Resetarits über seine zweite Haut. Ein langer Atem gehört zu seiner Grundausstattung.

Von Ro Raftl (Text) und Ernst Kainerstorfer (Fotos)


© 2001  Kurier

Last Updated: 03. Oktober 2001

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