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    ("Träumer ohne ein Lächeln")


30. Dezember 2001


Source: Kurier, 30. 12. 2001, Seite 30, von Werner Rosenberger

Träumer ohne ein Lächeln

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Träumer ohne ein Lächeln

Die Männer vor den Notenständern sehen alle aus, als hätten sie Gartenzwerge zu Weihnachten bekommen. Das Graumausige biederer Anzüge suggeriert: Kleingärtner bei der Hausmusik. Aber die Optik täuscht. Plötzlich dreht wer am Lautstärkeregler Freitag im Museumsquartier. Die Musiker schmecken den Sound ab mit einer Prise Soul, Blues und Jazz.

Van Morrison, der Obergriesgram unter den Song-Poeten, wie immer mit schwarzem Hut auf dem Kopf, entert die Bühne, unnahbar verbarrikadiert hinter dunkler Sonnenbrille. Er hat sie seit ungefähr drei Jahren nicht mehr abgenommen.

Funky Stuff

Als wollte er sich lieber mit sich selber langweilen, kommt dem irischen Sänger nie ein Lächeln aus. Die Band, die den Eigenbrötler untadelig durch den Abend trägt, stellt der Grübler und Grantler gar nicht erst vor. Aber das muss man auch nicht bei Candy Dulfer. Die Holländerin streut als Aufputz am exaltierten Sax allerlei „Funky Stuff“ ins Gebläse.

Knurriger Sinnsucher

Van „The Man“ spielt zuerst selber das Sax, schultert dann die Akustikgitarre und greift später zur Bluesharp . „Dance Like This.“ Ein knurriger Eigenartling fantasiert seelenvoll-leidend wie ein liebeskranker Schlosshund und verteilt mit der rechten Hand salopp solistische Einsätze. „In The Afternoon“ erzählt vom Liebemachen und mehr noch von der Lust darauf: „Wanna Make Love To You.“ Das ist der Moment und das „G’füh’“, von dem später Dr. Kurt Ostbahn grinsend in die TV-Kamera berichten wird. Dann wieder sanftes Klatschen ins hüftweiche Schunkeln zu Uralt-Heulern. Der Nostalgiker gönnt sich keine Atempause. Die blaue Stunde der quengeligen Soul-Ballade kündet von wunden Herzen, von der Trauer über verflossene Lieben. „Ich vermisse dich so sehr“, heißt es in den Lyrics, „denn alles, was ich mache, erinnert an dich“.

Aber Weltschmerz ade. Schließlich ist die Botschaft der Stunde: „Don’t Look Back.“ Also geht’s wieder rund. Doch von „Back On Top“, so ein Albumtitel, ist der 56-Jährige weit entfernt. Wegweisendes erwartet ohnedies niemand mehr von ihm. Die Stimme, das hohe Flüstern, das tiefe Grummeln, hat man auch schon in besserer Verfassung gehört.

Nichts Neues

Aber alle, so scheint’s, sind zufrieden, wenn er nur halbwegs mit Anstand über die Runden kommt, einen wütenden Schrei plötzlich zur samtweichen Berührung werden lässt: „When You Are Smiling.“ In abgezirkelten 90 Minuten plus einer Zugabe gibt er Freude und Alltagsvergessenheit ab, und wir wussten es immer schon: Van Morrison ist Randy Newman. Nur ganz ohne Chuzpe.


© 2001  Kurier

Last Updated: 03. Januar 2002

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