Van-Morrison-Fans gibt es ja viele, Österreich-Fans schon ein paar weniger, doch sollten Sie zu der noch kleineren Schnittmenge beider Gruppen gehören, dann wartet heute Abend ein echtes Highlight auf Sie: Willi Resetarits und seine Xtracombo geben ein Konzert in der Stadt. Besser bekannt ist Resetarits unter seinem früheren Künstlernamen "Ostbahn Kurti", der in den 80er-Jahren mit seinem Blues der König der Donauinsel oder gleich des ganzen roten Wiens war. Der Name "Ostbahn Kurti" war die Erfindung von Autor und Songschreiber Günter Brödl - als Brödl vor einigen Jahren starb, verabschiedete sich auch der "Ostbahn Kurti" mit seiner Band, der Chefpartie.
Musik macht Willi Resetarits jedoch weiterhin, nur eben nicht als Ostbahn Kurti. Resetarits' Welt ist - und das durchaus auch in musikalischer Hinsicht - die Alm, sind die Berge. Mit seinen Musikfreunden durchwandert er regelmäßig österreichische Berge. In den Berghütten wird dann eifrig musiziert - mit den bescheidenen Mitteln, die dort vorhanden sind. Dieses Hüttensingen haben die Herren Resetarits, Guggenbichler, Angerer, Kircher und Schubert professionalisiert und geben seither "Stubnblues"-Konzerte. Ganz ohne Synthesizer. Denn auf der Oim gibt es koan Synth.
Dafür aber gibt es einen schönen Konzertmitschnitt (nur bei Konzerten oder online
unter http://www.williresetarits.at/
erhältlich) von Willi Resetarits und seiner Xtracombo; aufgenommen 2004 während eines
Konzertes im Salzburger Arge Beisl. Resetarits kommentiert einzelne Stücke - und das
mutet manchmal wie ein Kabarettprogramm an, wenn er von der "Erbswurstsuppe"
erzählt, die eine typische Mahlzeit in den Bergen ist und auch dort entstanden - eben so
wie der Stubnblues. Ein Großteil der Stücke sind Coverversionen von Van Morrison, meist
vorgetragen von Willi Resetarits, dessen Englisch in etwa so katastrophal wie das der
Velvet-Underground-Chanteuse Nico ist - nur trifft er die Töne besser. Man merkt der
Platte an, dass sie mit viel Liebe gemacht worden ist. Man hört die Freude der Männer
beim Wandern und Singen auf der Alm. Und Willi Resetarits bleibt unübertrefflich - was
den österreichischen Blues angeht und den herzensguten Entertainer. Auch wenn er nicht
immer so originell und treffend ist wie seinerzeit der Ostbahn Kurti und seine Chefpartie.
ANDREA EDLINGER
taz Berlin lokal Nr. 7963 vom 5.5.2006, Seite 28, 79 Kommentar ANDREA EDLINGER, Rezension
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