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"Blutrausch"

Story aus dem Kaffeesatz

MILIEUTHRILLER ****

A blede Gschicht muß nicht deppert sein. Manche Sachen sind „reif wia a eitrigs Wimmerl“: Beispiel aus dem Zitatenschatz dieser späten, aber schlagfertigen Antwort auf den Dritten Mann, die ganz ohne Kanalisation auskummt, aber nicht ohne Rinnsäu. Ostbahn Kurti gaunz auf Leiwaund - dem Stoff eben, aus dem man Kino macht. Wer jedoch bei Ostbahn nur Bahnhof versteht, sollte rechtzeitig aussteigen, bevor er in diesem Film den Anschluß verpaßt.

Oder wenigstens den betreffenden Teil des Fahrplans nachlesen und -hören, nach dem die Kult- & Kurtifigur des Austrorock den „Favoriten and Blues“ erfand. Für seine Fans hingegen gibt es endlich Gewißheit darüber, was für einen Doktor der Dr. Kurt Ostbahn hat. “Önologie“ (= Weinbaukunde) sagt er eigenmündig auf Anfrage.

Über der betreffenden Beiselszene hängt dennoch unausgesprochenes Erstaunen, weil der Kurti ja lieber „viele Biere trinkt sowie deren ständige Begleiter, die vielen Fernets . . .“ Das allein mag natürlich nicht ausreichend erklä ren, warum man ihn als müden Helden eines raunzerischen Vorstadtkrimis gesehen haben muß. Muß. Auch trägt ein anderes Phänomen ebensowenig zur Aufklärung bei - daß nämlich cool und gemütlich in Kurtis Person vereint bei demselben keineswegs Schizophrenie ergibt, sondern Schmunzelhumor.

Um den Stellenwert dieses katakombenschwarzen Krimis auf den Druckpunkt zu bringen: „Blutrausch“, nach dem Krimi des Ostbahn-Intimus Günter Brödl, wirkt wie eine gemütvolle Literaturverfilmung des Spruchs „A echter Wiener geht net unter“. Eine liebevolle Hommage an den Wiener Schmäh - personifiziert von Ostbahn, Freunden bzw. Feinden aus der wienerischen Vorstadt und dem Rest der Welt. Ein wenig auch Hort und Wortbewahrungsanstalt des Spruchs vom Grund, angefangen bei Kiberer über Blashüttn bis zum Batzn Buschkavü - und das ist ja wirkli ka Lecherlschas.

Neben dem so traumwandlerisch gefernzten Kurti ein treu-, aber deswegen nicht herziger Heribert Sasse als sein Haberer, Manager und Trainer. Bruder Lukas skizziert seine Wirtnkarikatur mit kongenialem Einfaltspinselstrich. Silvia Fenz rührt als ungerührte, schicksalszerknitterte Kommissarin. Und Uschi Obermaier läßt immer noch mehr als nur ahnen, warum sie einst eine APO-Ikone war. Karl F. Kratzels Kleinkrimineller wiederum dient als urkomische Fuß(pilz)note.

Dafür hapert es leider etwas bei Krimiplot und Dramaturgie; vielleicht wäre die verschlungene Story leichter aus einem Kaffeesatz zu lesen als aus dem Drehbuch. Aber der Kurti sauft, wie erwähnt, nur Bier & Fernet; deren Reste sind des Deutens nicht wert, schon gar net der Hansl. Irgendwann klärt sich sowieso alles restvoll auf, wer der Schlächter von Simmering is, wie des mit irgendwelche Satanisten zusammenhängt bzw. net wirkli. Wie sagt der Kurti immer? "’s Leben is a Hund". Und daun erscht des Fümmochn.

A 1997. Von Thomas Roth. Mit Willi Resetarits, Lukas Resetarits, Heribert Sasse u. a.


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Last Updated: 27. August 2000

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