Erschienen in Salto Nr.6 / 5. Februar 1993

Engagement gegen Fremdenhaß kann keine Alltagsfliege sein. Es endet nicht mit dem Ende des Haider-Volksbegehrens und sollte nicht auf die Inländer-Ausländer Problematik reduziert werden. "Es geht in Wirklichkeit um das alte Thema ,arm und reich "', meint Dr. Kurt Ostbahn im Gespräch mit IGOR SCHELLANDER.

Nach dem Lichtermeer sah ich am Ring die Nachhut - türkische und jugoslawische Straßenfeger, die in Sonderschicht den Mist der ausländerfreundlichen Demonstranten beseitigen mußten. Ist das nicht ein wenig grotesk?

Daß die Ausländer bei uns den Dreck putzen, das wissen wirja nicht erst seit diesem Ereignis. Deshalb haben wir ja oft genug betont: Die ganzen Arschlöcher, die gegen Ausländer sind, lassen sich von ihnen bedienen. Genauso wie wir - nur: Wir sehen das wenigstens. Ich hab' die Stimmung am Heldenplatz totzdem genossen. Hätten wir beim Lichterrneer die ausländischen Putzkräfte durch inländische ersetzen lassen, wäre das ja ein Schwindel wie am Muttertag, net?

Schwindel oder Täuschung - Haiders Forderungen wären größtenteils bereits umgesetzt, betont die Bundesregierung unentwegt. War das Lichtermeer somit eine Schein- und Alibi(re)aktion?

Seh' ich ganz anders. Ich find diese Auffassung ärgerlich, borniert. Da wüßte ich gerne, was die wirkliche Reaktion sein sollte wenn das die Scheinreaktion gewesen wäre. Ich kenne die reale Alternative dazu, die hat vom linken Spektrum auch stattgefunden: Das war eine Demo am selben Tag um 14 Uhr mit 12.000 Leuten. Dieses sogenannte linke Spektrum, das so streng ist mit."SOS-Mitmensch", hat uns dafür kritisiert, daß wir eine breite Plattform angestrebt haben mit einem Konsens, der halt so wässrig formuliert war, daß alle mitmachen konnten. Ich arbeite selbst seit acht Jahren in der Flüchtlingsbetreuung, und ich weiß, was ich für einen Haß gehabt habe auf Löschnak und Matzka und die neuen Ausländergesetze. Nur, wenn ich das alles in einer Plattform-Erklärung drinhabe, dann kommt das, was die Plattform gegen Fremdenhaß gehabt hat - eine Demo mit 12.000 Teilnehmern. Das hatten wir schon oft: Wir sind alle anständig, wir knallen der Regierung unsere Vorwürfe entgegen, wir entlarven sie als die eigentlich Schuldigen - und bleiben unter uns. Wir erreichen zwar keine Veränderung der Zustände, aber wir haben alles aufgezeigt, und wir haben eine weiße Weste. Das erscheint mir pharisäerhaft!

Wie geht's nun weiter?

Mit vielen kleinen dezentralen G'schichten. Was mich betrifft: Ich geh' in Jugendzentren und Schulen von einer Diskussion zur anderen. Aufklärungsarbeit auf der einen Seite. Alleine die Tatsache, daß der Herr Popstar hinkommt und diskutiert, zeigt den Jugendlichen: Das ist ein Standpunkt, den man durchaus ernster nehmen kann, als jenes geschissene ausländerfeindliche Gerede am Arbeitsplatz, wenn der "G'söll blöd aus der Hüls'n auße blost", wie's so heißt. Auf der anderen Seite wollen wir von Löschnak vor allem eine Änderung der rigiden Asylpraxis einfordern. Europa schottet sich ab, auch bei uns läuft es so. Es gibt immer weniger positiv erledigte Asylanträge. Leute, deren Asylanspruch eindeutig auf der Hand liegt, werden zurückgeschickt oder kommen in Schubhaft. Österreich ist da europaweit vorgeprescht. Aber unser Land kann sich eine liberalere Praxis leisten, und wir wollen das durchsetzen. Wenn Löschnak nichts macht, gehen wir halt zu seinem Chef, dem Bundeskanzler. Die breite Bewegung gibt uns das Mandat dazu. Die Gefahr, daß nichts rauskommt, gibt es natürlich immer. Dann laß uns ganz naiv zornig sein und unsere Reaktion überlegen.

Wie charakterisiert Dr. Ostbahn Jörg Haider und sein Begehren?

Es schlummert in vielen Menschen die sogenannte Xenophobie. Ausländero angst ist leicht zu schüren. Und das tut er. All diese G'schichten, daß die sozial Benachteiligten gern Sündenböcke suchen, kennen wir aus der Vergangenheit von anderen G'schichten. Daß ein öster[ reichischer Spitzenpolitiker das bewußt einsetzt und Sündenböcke benennt, finde ich eine Riesenschweinerei. Nachdem bereits ein Teil seiner Forderungen die Praxis bestimmt, geht es ja in Wirklichkeit nur noch um das Werfen politischer Brandsätze. Haider will diesbezüglich den Diskurs bestimmen, aber die Brutalisierung der Sprache ist nicht allein sein Verdienst. Da sollte man bei Gelegenheit die Aussagen der Spitzenpolitiker von SPÖ und ÖVP vom Jahre 1992 publizieren, die Zeugnis sind für die Schweinerei mit der Verrohung der Sprache. Gerade das ermutigt schließlich den Bürger, daß auch er sagt: "Scheiß Tschuschen, auße olle!"

Wie soll das in Zukunft verhindert werden?

Die sogenannte Inländer-Ausländer- Problematik sollte man grundsätzlich begraben. Man muß es anders benennen, es geht in Wirklichkeit um das alte Thema "arm und reich". Die Schere zwischen arm und reich ist bei uns größer geworden in den letzten 15 Jahren, und Osterreich ist reicher geworden. Es muß - und das sollten auch die Unternehmer begreifen - eine soziale Offensive geben. Sie muß den sozial Schwachen in Österreich nützen. Da muß es uns wurscht sein, was für einen Reisepaß sie haben. Die Zeit dafür ist überreif.

Zurück zum Klassenkampf sozusagen?

Nenn' das von mir aus Klassenkampf. Ein soziales Engagement wird's immer geben. lch komme ja aus diesem Bereich, so habe ich mgefangen politisch zu werden, und des wiad immer bleib'n. Das heißt: Denan, denan's schlecht geht, soll's bessa geh'n. Und da kehren wir wieder zurück, zumindest ich: Zurück m den Start. Obgleich auf einer wirtschaftlich öheren Ebene, muß man dazusagen, Österreich gehört ja inzwischen zu den zehn reichsten Ländern der Erde. Das war ja vor 20, 25 Jahren, als wir angetreten sind, noch nicht der Fall.

Ebensowenig wie der Ostbahn-Kurti als Spitzenverdiener...

Der Ostbahn-Kurti woa jo a a oames Kind, und jetzt hot ea holt a schene Marie.

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