Nachrichtenüberblick vom 10. 10. 2000
Die wichtigsten Meldungen von 10. 10. 2000 (Übersicht)
Die Zeitungsberichte vom 11. 10. 2000
In-memoriam-Günter-BrödlDie folgenden Nachrichten stammen von ORF-Online und den Online-Ausgaben diverser Tageszeitungen:
ORF Online:
Autor Günter Brödl gestorben
Der Autor Günter Brödl (45), der geistige Vater des "Ostbahn
Kurti", ist in der vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen
Herztod erlegen. Das teilte der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und
künstlerischer Partner, heute mit. "Es war völlig überraschend", so Willi
Resetarits, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am
Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film."
Brödl hatte die von Willi Resetarits verkörperte Kultfigur Ostbahn-Kurti bzw. Dr. Kurt
Ostbahn erfunden und sich als Songtexter und Autor einer Krimi-Reihe mit Kurt Ostbahn im
Mittelpunkt einen Namen gemacht. Er sorgte auch für eine Wienerische Version des
"Asterix".
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei? Resetarits:
"Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn der Doktor
Ostbahn weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem Schatten
gestanden ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker hervorheben."
ORF Kultur:
Der "Trainer" ist tot
Günter Brödl, Mastermind hinter der Kunstfigur Kurt Ostbahn, ist in der
vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen Herztod erlegen. Das teilte
der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und künstlerischer Partner, mit. "Es
war völlig überraschend", so Willi Resetarits, der Brödl gern als seinen
"Trainer" bezeichnet hatte, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen
Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film."
Brödl, der mehrere Ostbahn-Kriminalromane veröffentlicht hatte, war einer der
profiliertesten Musik-Journalisten Österreichs und arbeitete jahrelang für die
Ö3-Musicbox. Mitte der 70er Jahre erfand er für ein Musical mit dem Titel "Wem
gehört der Rock'n Roll", in dem der Aufstieg einer jungen Rockband beschrieben wird,
die Figur des "Ostbahn-Kurti".
Willi Resetarits (Mitglied der "Schmetterlinge") hat den Ostbahn-Kurti ab 1983
als Alter Ego angenommen. Brödl schrieb zudem die Texte für Ostbahns Lieder. In den
letzten Jahren veröffentlichte Brödl mehrere Ostbahn-Krimis, von denen
"Blutrausch" 1997 von Thomas Roth verfilmt worden ist. Brödl hat zudem zwei
Asterix-Folgen in Wienerische übersetzt.
Lebt Ostbahn weiter?
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei? Resetarits:
"Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn der Ostbahn
weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem Schatten gestanden
ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker hervorheben."
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Ostbahn-Kurtis Mastermind
Günter Brödl, Mastermind hinter der Kunstfigur Kurt Ostbahn, ist in der vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen Herztod erlegen. Das teilte der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und künstlerischer Partner, mit. "Es war völlig überraschend", so Willi Resetarits, der Brödl gern als seinen "Trainer" bezeichnet hatte, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film."
Die zwei halben Ostbahn-Kurtis
(Günter Brödl, Willi Resetarits) / ©Bild: Lucas Beck
Brödl, der mehrere Ostbahn-Kriminalromane veröffentlicht hatte, war einer der profiliertesten Musik-Journalisten Österreichs und arbeitete jahrelang für die Ö3-Musicbox. Mitte der 70er Jahre erfand er für ein Musical mit dem Titel "Wem gehört der Rock'n'Roll", in dem der Aufstieg einer jungen Rockband beschrieben wird, die Figur des "Ostbahn-Kurti".
Willi Resetarits (Mitglied der "Schmetterlinge") hat den Ostbahn-Kurti ab 1983 als Alter Ego angenommen. Brödl schrieb zudem die Texte für Ostbahns Lieder. In den letzten Jahren veröffentlichte Brödl mehrere Ostbahn-Krimis, von denen "Blutrausch" 1997 von Thomas Roth verfilmt worden ist. Brödl hat zudem zwei Asterix-Bände (Der große Graben, Der Seher) ins Wienerische übersetzt.
Lebt Ostbahn weiter?
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei? Resetarits:
"Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn der Ostbahn
weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem Schatten gestanden
ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker hervorheben."
Links:
Tipp:
Günter Brödl: Ostbahn Auslese,
Verlag Kremayr & Scheriau, ISBN: 3-218-00645-7
Original-Link: http://kultur.orf.at/orfon/kultur/001009-4294/4301txt_story.html (mit Sound-File)
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Er lebte den Rock'n'Roll
profil-Journalist Christian Seiler über Günter Brödl, der in der Nacht auf Dienstag einem plötzlichen Herztod erlag.
Zuletzt stand er hier, in diesem Büro, ganz schwarz angezogen, auch die Haare, die
zwischendurch einmal ziemlich rot gewesen waren, dunkelschwarz, und lieferte das Gedicht
ab, das er fürs profil-Poesiealbum verfasst hatte. So wie früher, als er noch für die
ORF-Musicbox gearbeitet hatte, verfügte sich Günter Brödl persönlich zur Kassa des
Hauses, um die Gage in bar entgegenzunehmen.
Er war guter Dinge. In einem Plastiksackel hatte er die Fahnen seines neuen Buches
dabei, eines fiktiven Reiseführers über die "Rehpublik Österreich". Als er
mir das Konzept erklärte - nützliche Beschreibungen eines Fantasielands, das
ausschließlich von Rehen und Böcken bewohnt wird und Österreich in vielen Facetten
stark ähnelt - setzte er sein herausforderndes, um Zustimmung heischendes Lachen auf:
Schau her, was ich da schon wieder zusammengebracht hab.
Eruptive Produktivität
So lachte Brödl oft. Er war süchtig nach der eigenen Fröhlichkeit. Der Spaß an der
eigenen Freud' war ein wichtiger, vielleicht der wichtigste Treibstoff für seine
gewaltige, eruptive Produktivität.
Schon als er noch Radiojournalist war - seine Stimme ist vielen Menschen, die heute um
die 40 sind, aus der Musicbox oder dem Ö3-Treffpunkt noch vertraut - hockte er abends in
den Redaktionen der Zeitschriften, die damals gegründet wurden, und schrieb fremde Texte
um. In einem obskuren Verlag erschien sein Debütroman "Tempo City", der
insgesamt eher unbemerkt blieb, aber Brödls Intentionen bereits auf den Punkt brachte:
schnelle, leicht zu konsumierende Storys zu erzählen; die große, amerikanische Welt
leichtfüßig ins Österreichische zu transponieren. Ziemlich bezeichnend, dass sein
Lieblingsautor Stephen King war, ein trashverdächtiger, supergeschwinder Schreiber, der
eher vom Publikum als von der Kritik geschätzt wird.
Die Hochkultur war Brödl ernsthaft wurscht. Er vergrub sich in Rhythm-and-Blues-Songs
der 60er und 70er Jahre, liebte die Countrymusik, als unsereiner noch das Radio abdrehte,
sobald eine Steel-Guitar zu wimmern begann, legte sich ein Archiv der seelenvollen
Popmusik zu, das bald die Wohnung seiner Eltern im 15. Bezirk sprengte.
Die Geburt des Ostbahn-Kurti
Die Ostbahn-Kurti-Geschichte passierte ihm dann. Als Brödl gemeinsam mit Wolfgang Kos
einen Musikjahresrückblick der Musicbox gestaltete, tauchte in der Moderation die Frage
auf, wie amerikanische Vorstadtmusiker wie Southside Johnny & the Ashbury Jukes wohl
in Wien heißen würden. Die Antwort, eh klar: Ostbahn Kurti und die Chefpartie.
Die Frage der österreichisch-amerikanischen Zusammenhänge beschäftigte den Popautor
Brödl weiterhin. Er schlüpfte in die Gestalt besagten Ostbahn Kurtis und verfasste
Songtexte, die in Literaturzeitschriften veröffentlicht wurden. Brödl strickte eine
Legende um den geheimnisvollen Kurtl, suchte per Inserat nach nicht existierenden
Ostbahn-Platten, bevor er schließlich den realen Willi Resetarits für die Agenden seiner
Kunstfigur gewann.
Willi wird Kurt
Das war der Durchbruch. Resetarits verstand sich prächtig mit dem Herrn Ostbahn und
machte diesen - und sich selbst - binnen weniger Jahre zum veritablen Star. Brödl konnte
sich in den Hintergrund zurückziehen und dichten. Seine Übertragungen bekannter und
weniger bekannter Blues-, Rock-, und Country-Klassiker ins Österreichische sind
Weltklasse. Sie destillieren das Lebensgefühl aus den Originalen und bereiten sie so
sorgfältig im Wiener Dialekt auf, dass selbst großartige Songs wie "Factory"
von Bruce Springsteen als Ostbahn-Coverversion nicht nur nicht abstinken, sondern die
Qualität des Originals noch einmal übertreffen.
Brödl war - neben Roland Neuwirth - der einzige österreichische Songtexter, der
Geschichten erzählen konnte, die bis ins allerletzte Detail stimmen, an denen jeder
Tonfall, jede Klangfarbe, jede Pointe, jede sprachmelodische Wendung, perfekt sitzen.
Das war auch die Grundlage, auf der der Ostbahn Kurti seine Glaubwürdigkeit aufbaute.
Umsatzstarkes Unternehmen
Das Spaßprojekt, als das die Ostbahn-Geschichte Mitte der 80er Jahre gezündet worden
war, verwandelte sich aus Wachstumsgründen über die Jahre in ein ziemlich umsatzstarkes
Unternehmen. Zu den regelmäßig veröffentlichten Ostbahn-Platten (zuerst mit vielen
Coverversionen, später mit einem immer größeren Anteil an Eigenkompositionen) schrieb
sich Brödl literarische und filmische Paralleluniversen. Als Autor der
Ostbahn-Krimi-Reihe ("Blutrausch", "Kopfschuss",
"Hitzschlag", "Peepshow" - mit Peter Hiess) trat er zum ersten Mal
auch öffentlich aus dem Schatten seiner Figur, erntete die Anerkennung, die ihm längst
zugestanden war, und genoss es sichtlich.
Er produzierte manisch - ein weiterer Ostbahn-Krimi, sagte er mir bei seinem letzten
Besuch im profil, sei schon fertig, er wolle aber zwischendurch noch einen schreiben, das
sei besser für die Gesamtdramaturgie.
Natürlich war Günter Brödl selbst eine Rock'n'Roll-Figur. Er lebte aus dem
Bewusstsein des Rock'n'Roll heraus und liebte das Bühnenlicht und die Abgründe der
Nächte nach absolvierten Auftritten. Als Beleuchter war er Mitglied der Ostbahn-Bands,
die Tourneen waren ihm bis zuletzt spaßige und erfüllende Ausritte. Das Schicksalhafte,
das so ein Rock'n'Roll-Leben unter der Oberfläche trägt, war ihm durchaus bewusst. Er
kannte wie kein anderer die Legenden um die frühen Abschiede ganz großer Zeitgenossen,
auf diversen Ostbahn-Platten finden sich (siehe etwa den Song "Shooting Star")
auch zahlreiche Grußadressen an große Verstorbene der ganz großen Rock'n'Roll-Familie.
Günter Brödl starb heute nacht plötzlich und völlig unerwartet an Herzstillstand in
seiner Wiener Wohnung. Er hinterlässt seine Frau und zwei Töchter. Der Ostbahn Kurti hat
einen Song im Repertoire, der heißt "Na, so wirsd ned oid". Seit heute ist
dieser Titel ein Vermächtnis.
Mehr über Günter Brödl.
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Ostbahn-Kurtis Mastermind
Den Tod von Günter Brödl, Mastermind hinter der Kunstfigur Kurt Ostbahn, kommentierte der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und künstlerischer Partner: "Es war völlig überraschend", so Willi Resetarits, der Brödl gern als seinen "Trainer" bezeichnet hatte, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film."
Brödl wurde am 22. März 1955 in Wien geboren. Erste beruflichen
Erfahrungen sammelte er als Radio-Moderator der Ö3-Sendung "Musicbox". Als
Literat trat er 1975 mit dem Erzähl-Band "Der kühle Kopf" erstmals in
Erscheinung. 1977 folgte das Theaterstück "Draußen in der Stadt", das 1978 als
18-teilige TV-Serie vom ORF verfilmt wurde.
Die Figur des "Ostbahn-Kurti" tauchte erstmals in Brödls Theaterstück "Wem gehört der Rock n' Roll?" auf, das 1979 im Wiener Renaissancetheater mit Erich Götzinger uraufgeführt wurde. In dem Stück über den Aufstieg einer jungen Rockband bekam die Kunstfigur gleich eine ganze Biografie angedichtet.
Anzeigen-Fakes
So hatte Kurt angeblich zwei bereits vergriffene LPs produziert, die
"Arbeiterzeitung" verfasste ein Kurt-Porträt, und die "Music-Box"
sendete ein Interview mit ihm. Um die Authentizität seiner Kunstfigur weiter zu steigern,
gab Brödl Anzeigen wie "Suche Ostbahn-Kurti-LPs!" auf, sprayte an
Autobahnbrücken sein Graffity "Kurt Ostbahn lebt!" und gab sich selbst als
dessen Kontaktperson aus.
Erst 1983 traf Brödl den Rockmusiker Willi Resetarits, Mitglied der
"Schmetterlinge", mit dem er das Phänomen Ostbahn Kurti weiter ausbaute. Er
coverte für Resetarits ins Wienerische übertragene amerikanische Rock-Klassiker. 1985
entstand die erste LP "Ostbahn Kurti & die Chefpartie", gefolgt von
Live-Konzerten, bei denen Brödl zunächst als Beleuchter, dann als legendärer
"Trainer" immer dabei war. Schließlich verfasste Brödl die fünf
Ostbahn-Kurti-Krimis "Blutrausch" (1995), "Hitzschlag" (1996),
"Platzangst" (1997), "Kopfschuß" (1999) und zuletzt "Kurt
Ostbahn - Peep-Show. Trainer & Trash ermitteln" (gemeinsam mit Peter Hiess,
2000). 1997 kam eine "Blutrausch"-Verfilmung von Thomas Roth ins Kino, 1998
erschien das Liederbuch "Ostbahn: Auslese".
Asterix, Bluesical
Brödl verfasste außerdem eine wienerische Version des Asterix
("Da grosse Grobn" und "Da Woasoga"). 1993 wurde Brödls "Dynamo
Donau Blues, Bluesical" beim Donaufestival Amstetten uraufgeführt, vergangenen
Februar im Wiener Metropol sein Musical "Be-Bop A Lulatsch '59". Zu Brödls
wichtigeren Publikationen zählen weiters Prosatexte wie "Click Clack. Wiener
Rockstories" (1978) und "Tempo City. Eine schnelle Geschichte" (1982) sowie
die "Anna Stein"-Comic-Serie. Neben seiner literarischen Arbeit war Brödl einer
der profiliertesten Musikjournalisten Österreichs.
Lebt Ostbahn weiter?
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei?
Resetarits: "Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn
der Ostbahn weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem
Schatten gestanden ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker
hervorheben."
Der geistige Vater des "Ostbahn Kurti" erlag in Wien im Alter von 45 Jahren einem plötzlichen Herztod.
Brödl hat die von Willi Resetartis verkörperte Kult-Figur Ostbahn-Kurti bzw. Dr.Kurt Ostbahn nicht nur erfunden, sondern ihr mit Songtexten und einer eigenen Krimi-Reihe immer wieder neues Leben eingehaucht. Zuletzt arbeitete er mit Resetarits an einer neuen Ostbahn-CD. Die Figur wird nach Angaben von Resetarits auch nach Brödls Tod weiterleben.
Der Standard Online:
Autor Günter Brödl gestorben
Plötzlicher Herztod in seiner Wiener Wohnung - Brödl erfand den "Ostbahn Kurti" und verfasste die wienerische Version des "Asterix"
Wien - Der Autor Günter Brödl (45), der geistige Vater des "Ostbahn Kurti", ist in der vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen Herztod erlegen. Das teilte der Sänger Willi Resetarits, sein enger Freund und künstlerischer Partner, der APA heute, Dienstag, Mittag, telefonisch mit. "Es war völlig überraschend", so Willi Resetarits, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film."
Brödl hatte die von Willi Resetarits verkörperte Kultfigur Ostbahn-Kurti bzw. Dr. Kurt Ostbahn erfunden und sich als Songtexter und Autor einer Krimi-Reihe mit Kurt Ostbahn im Mittelpunkt einen Namen gemacht. Er sorgte auch für eine Wienerische Version des "Asterix".
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei? Resetarits: "Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn der Doktor Ostbahn weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem Schatten gestanden ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker hervorheben." (APA)
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Seavas, Trainer!
"In seiner Funktion als musikalischer Betreuer, Seelenmasseur und Rock-and-Roll-Nachschlagewerk auf Beinen ist der Trainer seit zehn Jahren bei jedem Konzert mit dabei und nimmt seinen Job dermaßen ernst, daß ihn in der Chefpartie längst niemand mehr mit seinem Namen anredet. Der Trainer ist der Trainer. Und wenn Sie mich jetzt auf die Schnelle fragen, wie er wirklich heißt, ich müßte ganz lang nachdenken und dann wahrscheinlich passen. Ich glaube ja außerdem, wenn er von einer Tournee heimkommt, bringen ihn Frau und Kinder erst wieder auf die Idee, daß er nicht Trainer heißt und auch einen Vornamen hat. Irgendwas aus dem Nibelungenlied. Nicht gerade Siegfried, aber fast so schlimm." Günter Brödl - Kurt Ostbahn: Blutrausch
Mit so was rechnet einfach niemand. Ich jedenfalls nicht.
Man stellt sich nie vor, dass man eines Tages telefonisch geweckt wird und erfährt, dass einer der allerbesten Freunde, die man je im Leben hatte, vor ein paar Stunden gestorben ist - ohne langes schweres Leiden, ohne jede Ankündigung, ganz einfach so. "Mir ist so schlecht", hat er noch gesagt, und dann ist er umgefallen.
Wenn man im Wirtshaus blöd redet, sagt man gern und leichthin, dass man sich einen schnellen Tod wünscht. Aber nicht mit 45 Jahren - das hat sicher auch Günter Brödl nie gewollt. Als ich den Günter kennen gelernt habe, vor 14 oder 15 Jahren beim WIENER, war er bereits eine Legende für mich. Schließlich war er der Mann, der mir via Musicbox mit seinem umfassenden Wissen über Geschichte und Gegenwart der Gitarrenmusik beigebracht hatte, dass es auch ein Leben jenseits der Hitparaden gibt. Er hatte schon einige Bücher geschrieben (u. a. Click Clack, tempo city) und ein Theaterstück, in dem auch zum ersten Mal die Figur des Ostbahn-Kurti auftauchte. Und trotzdem sah er beneidenswert jung aus . . .
War ja auch kein Wunder: Günter hatte schon während seiner Mittelschulzeit begonnen, nebenbei beim Radio zu arbeiten - und natürlich zu schreiben wie ein Wilder. Als wir anfingen, gemeinsam Musikkolumnen für den Zeitgeist zu verfassen, durfte ich bei Bier, Bourbon und Südstaaten-Boogie miterleben, wie seine Ideen sprudelten.
In den Jahren darauf sprudelten sie vor allem für Kurt Ostbahn, seine größte Erfindung, die als musikalisch-literarische Kunstfigur einzigartig im deutschen Sprachraum ist. Günter ersann Lebensgeschichte und Diskographie dieses wohl bedeutendsten Vertreters des Favorit'n'Blues, riss sich die Texte für alle Ostbahn-Platten aus dem Herzen, verewigte seinen Helden in einer erfolgreichen Krimireihe, übersetzte als Dr. Ostbahn zwei Asterix-Bände usw. usf.
Exil in Teneriffa
Zwischendurch ließ er sich vom Finanzamt ins Exil nach Teneriffa treiben, konnte - wie jeder echte Poet - überhaupt nicht mit Geld umgehen und hatte nur den einen Fehler, dass er einfach nie "Nein" sagen konnte. Bis zum Schluss nicht. Leider. Der Trainer ist weggegangen. Und er lässt uns alle ziemlich ratlos zurück . . .
"Günter Brödl, geb. 1955 in Wien, lebte als Schriftsteller ebendort und auf Teneriffa, bis er von seiner sechsten Forschungsreise in die Rehpublik nicht mehr zurückkehrte. Nach Übermittlung dieses Manuskripts verliert sich seine Spur in den Wäldern um Rehkitzhausen". Günters visionäre Kurzbio für sein letztes Buch Rehpublik Österreich. (Peter Hiess war Koautor beim letzten Ostbahn-Krimi) (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.10.2000)
10.10.2000 14 : 48 Uhr
Autor Günter Brödl gestorben
Wien - Der Wiener Schriftsteller, Texter und Musikjournalist
Günter Brödl ist in der vergangenen Nacht in seiner Wiener Wohnung im Alter von 45
Jahren einem plötzlichen Herztod erlegen. Bekannt wurde Brödl als geistiger Vater der
von Willi Resetarits verkörperten Kunstfigur des "Ostbahn-Kurti". Brödl war
Initiator, Konzeptionist und Texter der österreichischen Rockgruppe "Ostbahn Kurti
& die Chefpartie" und u.a. Autor einer "Ostbahn-Kurti"-Krimireihe.
Brödl wurde am 22. März 1955 in Wien geboren. Erste beruflichen Erfahrungen sammelte er
als Radio-Moderator der Ö3-Sendung "Musicbox". Als Literat trat er 1975 mit dem
Erzähl-Band "Der kühle Kopf" erstmals in Erscheinung. 1977 folgte das
Theaterstück "Draußen in der Stadt", das 1978 als 18-teilige TV-Serie vom ORF
verfilmt wurde.
Die Figur des "Ostbahn-Kurti" tauchte erstmals in Brödls Theaterstück
"Wem gehört der Rock n' Roll?" auf, das 1979 im Wiener Renaissancetheater mit
Erich Götzinger uraufgeführt wurde. In dem Stück über den Aufstieg einer jungen
Rockband bekam die Kunstfigur gleich eine ganze Biografie angedichtet. So hatte Kurt
angeblich zwei bereits vergriffene LPs produziert, die "Arbeiterzeitung"
verfasste ein Kurt-Porträt, und die "Music-Box" sendete ein Interview mit ihm.
Um die Authentizität seiner Kunstfigur weiter zu steigern, gab Brödl Anzeigen wie
"Suche Ostbahn-Kurti-LPs!" auf, sprayte an Autobahnbrücken sein Graffity
"Kurt Ostbahn lebt!" und gab sich selbst als dessen Kontaktperson aus.
Beleuchter und Trainer
Erst 1983 traf Brödl den Rockmusiker Willi Resetarits, Mitglied der
"Schmetterlinge", mit dem er das Phänomen Ostbahn Kurti weiter ausbaute. Er
coverte für Resetarits ins Wienerische übertragene amerikanische Rock-Klassiker. 1985
entstand die erste LP "Ostbahn Kurti & die Chefpartie", gefolgt von
Live-Konzerten, bei denen Brödl zunächst als Beleuchter, dann als legendärer
"Trainer" immer dabei war. Schließlich verfasste Brödl die fünf
Ostbahn-Kurti-Krimis "Blutrausch" (1995), "Hitzschlag" (1996),
"Platzangst" (1997), "Kopfschuß" (1999) und zuletzt "Kurt
Ostbahn - Peep-Show. Trainer & Trash ermitteln" (gemeinsam mit Peter Hiess,
2000). 1997 kam eine "Blutrausch"-Verfilmung von Thomas Roth ins Kino, 1998
erschien das Liederbuch "Ostbahn: Auslese".
Asterix auf wienerisch
Brödl verfasste außerdem eine wienerische Version des Asterix ("Da grosse
Grobn" und "Da Woasoga"). 1993 wurde Brödls "Dynamo Donau Blues,
Bluesical" beim Donaufestival Amstetten uraufgeführt, vergangenen Februar im Wiener
Metropol sein Musical "Be-Bop A Lulatsch '59". Zu Brödls wichtigeren
Publikationen zählen weiters Prosatexte wie "Click Clack. Wiener Rockstories"
(1978) und "Tempo City. Eine schnelle Geschichte" (1982) sowie die "Anna
Stein"-Comic-Serie. Neben seiner literarischen Arbeit war Brödl einer der
profiliertesten Musikjournalisten Österreichs.
Der Tod Brödls, der in Wien und Teneriffa lebte, kam völlig überraschend. Laut
Resetarits waren die beiden mitten in der Produktion einer neuen "Ostbahn"-CD
und am Schreiben eines Drehbuchs für einen neuen Film.
"Der Ostbahn waren wir beide"
Wir haben das immer so verstanden: Wenn wir beide nicht gemeinsam am Ostbahn arbeiten, dann gibt es ihn nicht. Ich habe den Wunsch, jetzt, wo Günter Brödl gestorben ist, noch stärker auf ihn hinzuweisen, als zu seinen Lebzeiten, wo er das gar nicht so gewollt hat.GÜNTER BRÖDL STARB: "Ostbahn"- Erfinder
Wien. - Er zählte jahrelang zu den Kultfiguren der Wiener Szene und er setzte eine österreichische Kultfigur in die Welt: Günter Brödl, geistiger Vater des "Ostbahn-Kurti", erlag in der Nacht zum Dienstag im Alter von 45 Jahren in seiner Wiener Wohnung einem plötzlichen Herztod. Die traurige Pflicht, die Öffentlichkeit zu informieren, übernahm Willi Resetarits, Brödls enger Freund und künstlerischer Partner. "Es war völlig überraschend", so Resetarits, "wir waren mitten in der Produktion einer neuen Ostbahn-CD und am Schreiben eines Drehbuchs zu einem neuen Film." Brödl hatte nicht nur den von Resetarits verkörperten Ostbahn-Heroen erfunden, sondern daraus auch eine eigene Krimi-Reihe gemacht. Auch als Songtexter machte er sich einen Namen. Vorerst ungeklärt ist, ob mit dem jähen Tod Brödls auch der Doktor Ostbahn seine Existenz verliert.
Tiroler Tageszeitung Online:
Autor Günter Brödl gestorben
Brödl hatte die von Willi Resetarits verkörperte Kultfigur Ostbahn-Kurti bzw. Dr. Kurt Ostbahn erfunden und sich als Songtexter und Autor einer Krimi-Reihe mit Kurt Ostbahn im Mittelpunkt einen Namen gemacht. Er sorgte auch für eine Wienerische Version des "Asterix".
Ob damit die legendäre Kultfigur Ostbahn-Kurti auch gestorben sei? Resetarits: "Soweit ich den Günter kenne, glaube ich, dass er es gerne hätte, wenn der Doktor Ostbahn weiterleben würde. Zu Lebzeiten war er ja sehr froh, dass er in meinem Schatten gestanden ist. Vielleicht wird man ihn künftig als Autor stärker hervorheben."
OÖ Nachrichten Online:
Autor Günter Brödl gestorben