KONRAD SINGERL wurde 1934 in Wien-Simmering geboren.
Seine Familie emigrierte 1936 in die USA, wo SINGERL nach dem Highschool-Abschluß in
Independence/Texas 1953 in den "Fleisher"-Studios ("Superman",
"Betty Boop") eine Anstellung als Laufbursche fand. Dank seines
außerordentlichen Talents avancierte er bereits ein Jahr später zum Trickzeichner.
Anfang der 60er-Jahre kehrte SINGERL nach Österreich zurück und versuchte sich in Wien
als Comic-Zeichner zu etablieren. Mit seiner ersten, von deramerikanischen Lebensart
geprägten Figur, dem "Bebop Man" (ein maskierter Vorstadt-Hero mit Doppelleben
als vagabundierender Saxofonspieler) stieß er in Österreich allerdings auf
Unverständnis. SINGERL verdiente seinen Lebensunterhalt bis zu seinem plötzlichen Tod
als Lehrer für Bildnerische Erziehung und Werken in der Hauptschule Wien XI, und betrieb
seine Comic-Kunst nur noch als Nebenerwerb. Über seinen langjährigen Freund und
Bewunderer Willi Resetarits lernte SINGERL 1968 die Partie um den jungen OSTBAHN-KURTI
kennen und schätzen. Und der Kurti gibt unumwunden zu, "daß ohne den halberten Ami
die Chefpartie ned des warat wos heit is." KONRAD SINGERL war es, der den (der
englischen Sprache nicht mächtigen) OSTBAHN-KURTI dazu ermutigte, seinen Rock´n´Roll
und R&B so zu singen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die rauhe Musik und der
rüde Lebensstil von KURTI und seinen Kumpanen wiederum inspirierte SINGERL zu seiner
unvergleichlichen Comic-Serie "OSTBAHN-KURTI & DIE CHEFPARTIE", die von 1977
- 1985 in 399 Bänden in dem Himberger Kleinverlag "Resch-Druck" erschien.
SINGERLs Identifikation mit seinen Comic-Helden, die sich mit den Jahren ins Extreme
steigerte, führte allerdings zu schweren gesundheitlichen Problemen, die dem begnadeten
Zeichner die ruhige Hand raubten, und ein regelmäßiges Erscheinen gefährdeten. Um ein
kontinuierliches Arbeiten zu gewährleisten, stellte der Verlag KONRAD SINGERL 192 den
erst 18jährigen RONALD PUTZKER zur Seite, der anfangs nur SINGERLs Bleistiftzeichnungen
tuschte, bald aber die Zeichnungen nach SINGERLs Angaben selbst ausführte. Am Morgen des
23. Dez. 1985 fand PUTZKER seinen Lehrmeister erfroren vor der verschlossenen Studiotür,
neben sich einen Doppelliter Grünen Veltliner und die Scribbles zum Jubiläumsband 400.
"Er war zu viel Genie, um in Österreich Erfolg zu haben", sagte RONALD PUTZKER,
und: "Rock´n´Roll erzählt Geschichten. Und seine Bilder sind Rock´n´Roll. Er war
er erste Zeichner, der Rockmusik und Comic eine gemeinsame Sprache gab."
RONALD PUTZKER führte vorerst SINGERLs Werk nicht fort, sondern startete seine
eigene Karriere mit zwei "Inspektor Burnadz"-Alben (Comic Forum/Text:
Tschernegg, Nussbaumer), und hatte seinen internationalen Durchbruch mit der Trilogie
"Aglaya" (comicplus+ / Text: Nussbaumer). - Während der Arbeit an seiner
aktuellen Trilogie "Anna Stein" (comicplus+ / Text: Brödl) holte ihn die
Vergangenheit wieder ein. Der OSTBAHN-KURTI begrüßte ihn bei einem zufälligen
Zusammentreffen mit den Worten: "Nau, wia is des, wann ma international is? Vagißt
ma do seine oidn Freind?" RONALD PUTZKER antwortete mit seiner aktualisierten Version
des legendären Bandes 118 für das sechste OSTBAHN-KURTI - Album "Liagn &
Lochn" und arbeitet zur Zeit an der unvollendet gebliebenen Jubiläumsgeschichte Nr.
400: "In Gedenken an den großen KONRAD SINGERL."
© 1989 G. Brödl