Er kam an einem 10. März vor 42 Jahren zur Welt. Und in die Wiege wurde Toni Polster auch Fußballtalent gelegt, schließlich war Vater Anton schon ein Stürmer und Torjäger in Wien wie Linz. Ja, das hab' ich von Papa geerbt und gelernt, so könnte man sagen. Aber Toni, der schon als Dreikäsehoch so gut und begeistert ballesterte, dass es zu Privatschulzeiten bei den Piaristen und später einige Jahre in der Neulandschule kaum Zweifel an seiner Profi-Zukunft gab, hat aus seinen Talenten noch weit mehr gemacht.
Kein Wunder, wenn man, wie Toni, im Sternezeichen Fisch geboren ist. Also war und ist er auch mit allen Wassern gewaschen. Und schwimmt, wie könnte es anders sein, seit Jahrzehnten auch im Erfolg, in welcher Rolle auch immer. Mit 18 war er einer der Jüngsten, der im Nationalteam nicht nur debütierte, sondern als Neuling gegen die Türken auch gleich sein erstes Tor schoss. Da war er ein hochgejubelter Frühreifer, der danach dreimal Schützenkönig und von seinem Stammklub Austria nach Italien zum AC Torino verkauft wurde. Aber als Legionär bekam Toni auch zu spüren, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt, auch wenn er im Ausland, inzwischen nach Spanien gewechselt, begehrt und beliebt ist.
Beim FC Sevilla war Treff Atout und Toni obenauf, in Österreich aber nach einigen Pleiten im Nationalteam unten durch. Aber was ein echter Polster ist, der lässt sich nicht unterkriegen, sondern bäumt sich, Motto: Toni walk on, immer wieder auf. Als es im Herbst 1989 gegen die damals noch existente DDR in Wien um alles oder nichts ging für die WM 1990 in Italien, wurde Toni mit einem Pfeifkonzert empfangen und nach seinem Triplepack zum 3:0 überschwänglich gefeiert. Einmal Buhmann, dann wieder Held, nicht nur Los aller Torjäger im allgemeinen, sondern von Polster im besonderen, der über die Jahre hinweg immer wieder mit dem Vorurteil konfrontiert wurde, er wäre mit dieser oder jener Aufgabe überfordert.
Ja, was wurde alles ge- und dabei verwettet, dass er nach den drei spanischen Stationen Sevilla, Logrones und Rayo Vallecano nie und nimmer gut genug wäre, in der deutschen Bundesliga seinen Mann zu stehen! Irrtum, wie die Polster-Geschichte lehrt. Je größer die Zweifel an seinen Fähigkeiten, umso mehr kehrte er sie hervor. Macht nichts Toni, walk on. Ja, erst in Köln schlüpfte aus Polster, dem spanischen Golster, eine echte Kultifigur als Toni-Doppelpack (auch in Buchform als Biografie), der Herzen der Fans mit seiner Treffsicherheit und Sympathien der TV-Zuschauer durch seine Schlagfertigkeit in Interviews und Diskussionsrunden eroberte, breites Lachen inklusive. Eben Toni, der Doppelpack: Entertainer als Scharfschütze im Fußball, Unterhaltungskanone im Studio oder als Sänger mit den "Thekenschlampen", die mit und dank ihm die Hitparade in die Höhe kletterten. Immer wieder korrigierte er falsche Klischees mit Toren, die er schoss, Rekorden, die er brach, und pointierten Aussagen, mit denen er das letzte Wort oder Lacher auf seiner Seite hatte wie beim legendären "Blitzgneißer".
Hatte der unvergessliche Austria-Chef Joschi Walter den Jung-Twen einst am liebsten ins Ausland getragen, um Kapital aus Toni zu schlagen, so stilisierte sich der damals verkannte Polster im Lauf der Jahre zu einer Ikone, die überall ihr Geld wert war. Ob bei Klubs, für die er spielte oder (Mönchengladbach) auch als Symptahieträger im Marketingsektor in die Höhe brachte, ob beim Nationalteam, das er fast im Alleingang zu zwei WM-Endrunden (1990/1998) schoss, ehe er als Rekordnationalspieler (95 Länderspiele, 44 Tore) abdankte, ob als Buchautor, Werbeträger, Fernseh-Experte oder als Dancing Star, der die Sendung zu einem Millionen-Erfolg machte.
Was die Vergangenheit betrifft, so holte sie ihn nur insofern ein, als er mit der Rückkehr nach Wien als violetter Generalmanager wieder zum Propheten wurde, der beim eigenen Verein, besser gesagt: dessen Geldgeber, nichts galt. Aber auch das ist wie der lange Winter schon wieder Schnee von gestern, weil sich ein Polster abseits vom heilen Familienleben mit Frau Lisi und den Kindern Anton Jesus und Lisa Maria immer nur nach einem einzigen Motto richtet, das auch die neue Single auflegt: Toni, walk on . . .
Der Zufall führte Regie, dass es zur Zusammenarbeit mit dem Pop-Duo Achtung-Liebe kam: am Parkplatz am Küniglberg lernten die musikbegeisterten einander kennen und am Anfang standen zwei Songs, die Ro-Man und Sue-Sun gemeinsam mit Toni zum 70. Geburtstag seines Vaters schrieben und einsangen. Der daraus resultierende Freundschaft entsprang die Idee, Tonis bekanntes Potenzial als Musiker weiter zu entwickeln, die Single Toni, walk on ist der Vorbote für das rechtzeitig zur Fußball-WM erscheinende Album. Think positiv ist das gemeinsame Motto, ..denn alles geht wann mas wirklich wü, ois wast brauchst is a bissl a G`füh... (Textzitat aus Toni Walk on).
© 2006 | Last Updated: 16. Juni 2006 |
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