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    ("I gib net auf - derweil no net")


16. Dezember 1999


KURIER, 16. 12. 1999, Seite , von Werner Rosenberger

"I gib net auf - derweil no net"

Erika Pluhar & Klaus Trabitsch mit Wiener Liedern im Burgtheater: "Jeder Trost is a Schmäh"
Da sitzt sie, schlicht wie ihr schwarzer Anzug, auf der Bühne, spielt nicht Leid und Fröhlichkeit, sondern: weiß.
Dann lächelt sie, und jeder fragt sich: Wie sie das nur schafft? Bis einen ihr dunkles Timbre mitnimmt in das Dunkel der Dezembertrauer und in den Wiederanfang, in dieses wundersame urmenschliche Trotzalledem.
I gib net auf. Der aufbegehrende Titel stand bereits fest, als Erika Pluhar im Herbst während der Aufnahmen für ihr neues Album einen entsetzlichen Verlust erlitt: Ihre Tochter Anna starb plötzlich nach einem Asthma-Anfall.
Bei einem Abend, nein: Bei einem Fest für sie und mit ihr - und vor allem mit vielen Freunden - Dienstag im Burgtheater erhielt dieses I gib net auf seinen "wahrsten, blutigsten und lebendigsten Sinn". Was Gitarrist Klaus Trabitsch für ein Sextett musikalisch eingekleidet hat, ist fernab von schnöder Befindlichkeitspoesie und sehr wienerisch in den Schattierungen kess bis melancholisch:
Einen schunkelnden Raunzer über die Autobahn singt sie, ein sanftes Alles geht vorbei mit einem resignativen "Jeder Trost is a Schmäh" und eine Liebeserklärung an Wien: I bin halt so gern in Wien.
Auf Boogie-Woogie steht sie, weil "als a junge war i dazu z'alt". Zum Wana ist ihr manchmal, und sie "könnt' Rotz und Wasser heulen", möchte gern ihre "ganze Traurigkeit wo einehau'n".
Dann plötzlich ein Zwischenapplaus: Im Haider-Lied verbindet die Pluhar kongenial Haltung und Unterhaltung, fordert - "politically correct" und kämpferisch - Charakter und Gewissen ein, konstatiert wie ein Trotzkopf schnippisch im prompt zustimmend akklamierten Refrain: "Die meisten wählen den Haider nicht!" Und bekennt: "Hätte ich mir jemals für eines meiner Lieder einen Hit gewünscht, dann für dieses."
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Im berührenden Weil i denk an di stecken das ganze Leid, der Kummer und die Trauer ums verlorene Kind, das sie für immer und ewig eingeschlossen in ihrem Herzen behält. Erfahrung im Blick und im Mundwinkel, eine schöne, eine reife Frau, ist die Pluhar auf einer Höhe angelangt, von der die Wege nicht mehr aufwärts führen.
Eine von ihrem Anspruch und ihrem künstlerischen Zuschnitt fasziniert mit den Jahren und mit der ihr ureigenen Art, die Zeit zu bezwingen und ehrlich zu reflektieren. So atmen auch die neuen Wiener Lieder der Pluhar die Authentizität, die Glaubwürdigkeit eines hier angekommenen Lebens. Sie singt den Blues und gefühlige und aufrüttelnde Töne eben nicht nur mit dem Mund.

© 1999 Kurier

Last Updated:   27. Dezember 1999

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