Tini Kainrath - Willi Resetarits - StringFizz:
I got rhythm. wosbrauchimea?


 



· Ouverture  2:06  
· They all laughed  3:02  
· Mia zwa - The man I love  4:44  
· I hob Rhythmus - I got rhythm  3:16  
· Embraceable  4:17  
· Wahnsinniger Rhythmus - Fascinating rhythm  3:02  
· Summa is - Summertime  3:06  
· Bess du bist ob jetz mei Frau -
  Bess you is my woman now  4:51  
· I waas ned obs wiaklich so woa -
  It ain't necessarily so  2:43  
· Kumm hoit mi Porgy - I loves you Porgy  3:47  
· Stiagn bis ins Himmelreich -
  I'll build a stairway to  paradise  3:26  
· Nua ned fia mi - But not for me  2:50  
· Die die aufpasst auf mi -
  Someone to watch over me  4:12  
· Vom Strauss - By Strauss  2:28  
· Lorelei - Loreley  2:41  
· A Newö heit - A foggy day  2:59  
· Nice work if you can get it  3:26  
· Mia zwa mia bleim beinand - Love is here to stay  4:17  
· Gemmas doch afoch auf -
  Let's call the whole thing off  4:20  
· Des nimmt ma kana weg -
  They can't take that away from me  3:40  
 


 


Musik: George Gerhswin
Arrangements und Ouverture: Michael Radanovics
Texte: Ira Gershwin, bzw. Ira Gershwin & Du Bose Heyward (7, 8 ,9, 10)
Übersetzung: Willi Resetarits, Christine Kainrath, Marianne Bruckner
© by WB Music Corp. (3, 4, 6, 12, 13, 14, 15, 18, 19, 20)
© by Chappell & Co. Inc. (2, 7, 8, 9, 10, 16, 17)
© by Warner Bros. Inc. (5, 11)

Tini Kainrath – Gesang
Wilhelm Resetarits – Gesang
Veronika Gottfried – Violine 1
Sophie Gansch – Violine 2
Ines Miklin – Viola
Marianne Bruckner – Cello
Aufgenommen und gemischt von Franz Schaden
im Studio Wavegarden in Mitterretzbach
Mastering: Patrick Pulsinger

„Ein Wiener und eine Wienerin singen Opernarien in einer von Weißen erfundenen amerikanisch- englischen Mundart der schwarzen Slumbewohner von Charlotte, N.C. der 1920er Jahre. Weil warum? Lasst uns die Szenerie in die Wiener Vorstadt verlagern und im Wiener Dialekt singen! Damit dienen wir den Intentionen der Gershwins besser und auch das Publikum versteht besser, worum es geht.“
Wilhelm Resetarits

I got rhythm. wosbrauchimea?
Die Brüder George und Ira Gershwin haben mit ihren Musicals und Liedern die Stimmung einer gesamten Epoche geprägt – nein, eigentlich zweier Epochen.
Es waren zunächst die USA der Wirtschaftskrise, die sich Ende der 20erund Anfang der 30er-Jahre durch die Melodien und Texte George und Ira Gershwins zumindest moralisch von der Depression befreiten. Es waren die Lieder, die mit feinem Witz und Einfühlsamkeit von einfachen Menschen erzählten, ihren Träumen und ihren Geschichten, die im Stande waren, einer ganzen Nation Mut zu machen. Dann, nach dem 2. Weltkrieg, lange nach dem Tod von George Gershwin, der ja bereits 1937 mitten während einer Probe einem Gehirnschlag erlag, wurden ihre Werke, die durch die unterschiedlichsten Interpretationen unsterblich geworden sind, Ausdruck eines eigenen, amerikanischen Lebensstils: die Oper „Porgy&Bess“, die Musicals, wie etwa „Lady be good“, und die Filme mit Ginger Rogers und Fred Astaire, wie „Shall we dance“, die für die Blütezeit Hollywoods und des Nachkriegsamerikas stehen. Besonders populär wurden die Brüder Gershwin jedoch durch ihre Lieder, die, wie „Summertime“ oder „The Man I love“, von allen großen Sängern der unterschiedlichsten Traditionen, ob Jazz, Bebop, Klassik oder Rock‘n Roll, interpretiert wurden. Diese Liste reicht von Ella Fitzgerald, Frank Sinatra, Luis Armstrong über Miles Davis, Billie Holliday, Herbie Hancock bis hin zu Janis Joplin und Peter Gabriel. Wenn sich nun zwei Ausnahmekünstler wie Tini Kainrath und Willi Resetarits mit Österreichs unkonventionellstem Streichquartett zusammentun, um sich mit Giganten wie den Gershwins zu befassen, ist es von vornherein klar, dass es nicht einfach eine weitere dieser vielen „Gershwin-Interpretationen“ wird.

Tini Kainrath ist die Sängerin mit einer der wohl außergewöhnlichsten Stimmen des Landes und hat wahrscheinlich deshalb von Anfang an im heimischen Mainstream nie eine Heimat finden wollen. Sie lebte ihre künstlerische Radikalität lieber in den unterschiedlichsten Formationen im In- und Ausland aus, sei es nun die Hallucination Company, The Rounder Girls oder als Dancing Star. Was immer sie tut, sie macht es aus einer tiefen Überzeugung, wie sie nur Künstlerinnen besitzen, die so eine unverwechselbare Handschrift haben, wie sie. Tini Kainrath hat eine unbeirrbare Geschmackssicherheit in eigener Sache und trifft damit in jeder Situation unmittelbar ins Herz. Die Interpretation der „Juliet Letters“ von Elvis Costello war ihre erste Zusammenarbeit mit StringFizz und eröffnete uns einen völlig neuen Zugang zu diesem Werk.

Wilhelm Resetarits ist einer der vielseitigsten und doch geradlinigsten Musiker dieses Landes. Obwohl er sich seit Jahrzehnten virtuos zwischen den unterschiedlichsten Genres bewegt, sei es als Opernsänger in einer Oper von Manuel De Falla, als Jazz-Sänger mit Wolfgang Puschnig, als ergriffener Vortragender von Teuschls „Da Jesus und seine Hawara“ mit Karl Ritter als Gitarristen, als Musiker mit seiner Formation „Stubnblues“, als Radiomoderator, der wöchentlich „Trost und Rat“ spendet, oder als inzwischen pensionierter Vorstadt-Rocker „Ostbahn Kurti“. Wilhelm Resetarits ist ein großer Humanist und Kunstvermittler, der aus der gleichen Liebe zu den Menschen, wie sie wohl auch George und Ira Gershwin besaßen, im Stande ist, über alle Genregrenzen hinweg von Dingen zu erzählen, die wesentlich sind, weil sie mit dem zu tun haben, was für die Menschen wichtig ist, für die sie musizieren – die großen Gefühle des kleinen Alltags.

StringFizz ist nicht nur ein Streichquartett – doch, es ist ein Streichquartett, sogar ein hervorragendes! Aber die vier Damen dieses Quartetts begnügen sich nicht, wie viele andere verdiente Quartette, mit dem klassischen Repertoire, sondern sie suchen das Ausgefallene, oder besser, sie finden es. Getrieben von Neugier und Vorurteilslosigkeit, wie sie in diesem Ausmaß bei klassischen Musikern höchst selten zu finden ist, durchstöbern sie die Rockmusik von Elvis Costello genauso wie den Tango von Astor Piazzolla, tun eine mozartzeitgenössische Transkription des „Requiems“ auf, die sie mit großem Erfolg ausgerechnet an Mozarts Todestag mit atemberaubender Transparenz aufführen und auf CD aufnehmen und stoßen schließlich auf Gershwin und seine musikalische und lyrische Welt. Die Zusammenarbeit dieser sechs KünstlerInnen (das große „I“ gehört in diesem Falle Willi ...), an der ich die große Freude hatte, Anteil zu haben, war höchst amüsant und beglückend. Beseelt von der wunderbaren Musik suchten alle auf gleicher Augenhöhe nach der richtigen Entsprechung des englischen Wortwitzes im Wienerischen, der spannendsten musikalischen Phrasierung und der adäquatesten musikdramatischen Umsetzung. Allzu leicht wäre es gewesen, einfach alle Lieder auf Englisch zu singen. Die geniale Transkription von Gershwins Musik für das Streichquartett – genial umgesetzt von Michael Radanovics, dem langjährigen Geiger des Motus Quartetts – gesungen von Tini und Willi, wäre bereits sensationell gewesen. Aber niemand wollte sich damit zufrieden geben, lediglich eine komplett neue Sichtweise auf Gershwins Musik zu finden. Alle wollten die Zuhörer so unmittelbar ansprechen, als wären diese Lieder nur für sie und für unser Heute komponiert worden. Also hören wir ihnen zu, wenn sie uns erzählen von den großen Dramen der kleinen Existenzen, denn es sind ja doch unsere eigenen.
Markus Kupferblum