Radio Kulturhaus Die
Willi-Resetarits- Text: Rainer Rosenberg |
Endlich gemeinsam Christine Nöstlinger und Willi Resetarits "Wir haben einander öfter getroffen, wollten etwas miteinander machen...",
sagt Willi Resetarits über Christine Nöstlinger, und fügt hinzu: "...geworden ist
nie was draus." Vielleicht waren sie zu sehr anderweitig beschäftigt, die zwei Künstler, die vereint,
dass sie jeweils spezifisch österreichisch kommunizieren. In "hochdeutschen"
Büchern Christine Nöstlingers findet sich immer wieder ein Glossar für die
österreichischen Ausdrücke - damit die Werke auch in Deutschland Wort für Wort
verstanden werden können. Und wie wienerisch Willi Resetarits' Sprache ist, braucht man
niemandem erklären, der nur einmal Kurt Ostbahn oder auch die Radioshow besucht oder
gehört hat.
"iba de gaunz oamen leit" Mehrere Ereignisse sind der Anlass für Christines Auftritt in Willis Show am
8.Oktober: Erstens hat die Nöstlinger Geburtstag und zweitens werden rund um diesen 65er
Symposien abgehalten, Bücher neu aufgelegt und: in Zusammenarbeit mit dem Dachs Verlag
erscheint eine Ö1 CD "iba de gaunz oamen leit". Die Wienerisch geschriebenen
Gedichte werden von der Autorin selbst gelesen, Tristan Schulze hat dazu spontan
Musikstücke entwickelt, die er auf Klavier, Cello und Melodica spielt. Schon vor fünf Jahren gab es in Ö1 die Ergebnisse der Arbeit dieses Teams zu hören:
Täglich wurde ein kurzer Text aus dem Band "Ein und Alles" mit der Musik von
Tristan Schulze gesendet, nun entsteht die CD unter anderem mit dem berühmt gewordenen
Titelgedicht "iba de gaunz oamen kinda". Ein ziemlich erwachsener Säugling Christine Nöstlingers Beschreibung der eigenen Kindheit bildet da durchaus einen
Kontrast: "Als ich das Licht der Welt erblickte, war ich vier Kilo und dreizehn Deka
schwer und hatte schwarze Haare auf dem Kopf. Laut Aussagen meiner Mutter war ich ein
schönes Kind, was angeblich davon kam, dass ich gut drei Wochen zu lange im Bauch meiner
Mutter geblieben war. Ich kam also schon als ziemlich erwachsener Säugling, ohne
Knitterfalten und übliches zwergisches Baby-Outfit, ins Erdenleben. Ein wildes, wütendes
Kind war ich angeblich auch. Aber meine Mutter war zeitlebens sehr stolz darauf, dass sie
mir das abgewöhnt hat. Aber wie Mütter so sind, regt sie sich heute auf, dass ich mir
von allen Leuten zu viel gefallen lasse, und rät mir an, öfter wütend zu werden. Im Kindergarten hatte ich es gut, weil meine Mutter die Kindergärtnerin war. Das
brachte mir viel Ansehen bei den anderen Kindern. Bei meiner Mutter nicht. Sie bemäkelte
damals immer, dass ich mich stets zu den Schlimmen und zu den Verlausten hingezogen
fühlte. Dauernd wollte sie mir brave Freunde vermitteln, aber die mochte ich nicht." Solidarisch mit den "oamen" Die Schlimmen, so scheint's, waren für Christine Nöstlinger immer interessanter,
während die "Braven" in ihren Büchern nicht so wahnsinnig gut wegkommen. Und
mit den "oamen" fühlt sie sich solidarisch. Kein Wunder, dass Christine
Nöstlinger besonders in den 70er Jahren auf ein begeistertes Publikum stieß: Sie war die
österreichische Autorin, die zum pädagogischen Aufbruch der 70er Jahre die
Begleitliteratur schuf. Plötzlich war soziale Realität ein klar decodierbares Thema,
Autoritäten wurden in Frage gestellt und die neuen Familienstrukturen wurden in der
Kinderliteratur als selbstverständlich akzeptiert. Etwas miteinander machen Man kann wohl davon ausgehen, dass Anhänger der Schmetterlinge, der damaligen Band von
Willi Resetarits, auch Liebhaber der Bücher Christine Nöstlingers waren. Jahrzehnte
später gibt es neue Parallelen: Es ist wohl kein Zufall, wenn Willi Resetarits als
Integrationshaus-Initiator und Christine Nöstlinger als ehemalige
SOS-Mitmensch-Vorsitzende immer wieder "etwas miteinander machen" wollten, es
scheint dass ihr Blick auf die Welt ziemlich ähnlich ist. Die feuerrote Friederike Im internationalen Jahr des Kindes schuf Christine Nöstlinger
Dschi-Dschej-Wischer-dschunior und schrieb damit österreichische Radiogeschichte.
Zahlreiche Preise hat sie erhallten: die Hans Christian Andersen Medaille, den Hans
Czermak Preis für gewaltfreie Erziehung und und und... Dabei ist Christine Nöstlinger
von der Ausbildung her Grafikerin. Und von ihrem ersten Buch "Die feuerrote
Friederike" gab es zuerst die Zeichnungen, dann erst den Text, wie Christine
Nöstlinger selbst schreibt:
"Auf die Idee, Kinderbücher zu schreiben, bin ich überhaupt nie gekommen. Ich
wollte, weil mir zu Hause mit den zwei Kindern so langweilig war, ein Kinderbuch malen.
Dazu habe ich aber eine Geschichte gebraucht. Die habe ich mir erfunden und
aufgeschrieben. Und wie dann das Kinderbuch fertig war, hat den Leuten meine Geschichte
besser gefallen als meine Bilder. Da habe ich mir gedacht: Na schön! Dann male ich halte
nicht! Dann schreibe ich eben!" Endlich gemeinsam - Christine Nöstlinger und Willi
Resetarits, Die Willi-Resetarits-Radioshow, Großer Sendesaal, Montag, 8.10., 19.30
Uhr, Eintritt: ATS 180,-/210,- (EUR13,08/15,26). Ö1 Tipp: |